Was tun bei Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz?

9 Minuten

Was tun bei Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz?

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Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz: Du kommst ins Büro, bist motiviert, pünktlich und hast deine To-dos im Griff. Doch dann bekommst du zum dritten Mal in Folge das langweiligste Projekt. Deine Kollegin wird im Teammeeting öffentlich gelobt – du hingegen hörst kein Wort der Anerkennung. Beim Thema Homeoffice zeigt sich der Chef großzügig – aber nur bei anderen. Und dein Urlaubsantrag? Wird kommentarlos abgelehnt.

Kommt dir das bekannt vor?

Du bist nicht allein. Viele Arbeitnehmende haben im Laufe ihres Berufslebens mindestens einmal das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. In diesem Artikel erfährst du:

  • Was „Unfairness“ durch den Chef bedeuten kann
  • Wie du erkennst, ob dein Eindruck objektiv berechtigt ist
  • Was du ohne Betriebsrat tun kannst
  • Wie ein Betriebsrat dir helfen kann
  • Welche Schritte du einleiten solltest
  • Wie du dich selbst schützen und stärken kannst

Was heißt „Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz“ konkret?

Unfairness im Job kann viele Formen haben. Oft geht es nicht um grobe Verstöße, sondern um wiederkehrende subtile Ungleichbehandlung.

Typische Beispiele:

  • Du bekommst dauerhaft weniger anspruchsvolle Aufgaben
  • Andere werden bevorzugt bei Weiterbildungen
  • Dein Chef spricht abwertend oder schnippisch mit dir
  • Kritik wird nur an dir geübt, nie an anderen
  • Deine Leistungen werden nicht anerkannt
  • Du wirst bewusst von Infos oder Besprechungen ausgeschlossen

All das kann psychisch belasten – und langfristig deine Motivation und Gesundheit beeinträchtigen.

Was tun bei Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz?


Erste Frage: Ist es wirklich „ungerecht“?

Wichtig: Nicht jede unliebsame Entscheidung ist automatisch unfair. Deshalb solltest du zunächst reflektieren:

  • Ist das ein Einzelfall oder ein Muster?
  • Gibt es objektive Gründe für das Verhalten? (z. B. Seniorität, Projektverantwortung)
  • Haben Kolleg:innen ähnliche Erfahrungen gemacht?
  • Kann es Missverständnisse geben?

Tipp: Führe ein Tagebuch oder Notizen über Vorfälle. Das hilft, Muster zu erkennen und gibt dir im Gespräch Argumentationshilfe.


Was tun ohne Betriebsrat?

Wenn es keinen Betriebsrat gibt, bist du erst mal auf dich allein gestellt. Trotzdem hast du Handlungsspielraum:

Gespräch mit der Chef:in suchen

Mach den ersten Schritt und sprich mit deiner Chef:in – aber gut vorbereitet. Notiere dir vor dem Gespräch konkrete Vorfälle, bleib sachlich und kommuniziere in Ich-Botschaften. Ein Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass ich seit Wochen keine Projektleitung mehr bekommen habe. Gibt es einen Grund dafür?“ So bleibst du auf Augenhöhe und zeigst gleichzeitig, dass dir deine berufliche Entwicklung wichtig ist.

Kolleg:innen als Verbündete gewinnen

Manchmal tut es gut, sich mit anderen auszutauschen. Ohne zu lästern kannst du Kolleg:innen fragen, ob ihnen Ähnliches aufgefallen ist. Wenn mehrere Personen Ungleichbehandlung wahrnehmen, stärkt das deine Position. Vielleicht gab es sogar in der Vergangenheit schon Lösungsversuche oder erfolgreiche Gespräche.

HR oder Vertrauensperson einschalten

Fehlt ein Betriebsrat, gibt es oft trotzdem Anlaufstellen. Wende dich an eine Ansprechperson in der Personalabteilung, eine Gleichstellungsbeauftragte oder eine Ombudsstelle. Diese Personen sind oft geschult im Umgang mit Konflikten und können helfen, das Thema neutral und strukturiert anzugehen.

Externe Hilfe suchen

Wenn du nicht weiterkommst, kann ein Blick von außen helfen. Beratungsstellen für Arbeitnehmende, Gewerkschaften oder professionelle Coaches bieten Unterstützung an. Sie helfen dir, deine Situation besser einzuordnen und entwickeln mit dir individuelle Strategien, um wieder mehr Kontrolle zu gewinnen.


Was tun mit Betriebsrat?

Ein Betriebsrat kann dir aktiv zur Seite stehen – rechtlich und praktisch.

Deine Vorteile:

  • Du bist nicht allein, sondern hast eine Instanz im Rücken
  • Der Betriebsrat kann Gespräche vermitteln oder begleiten
  • Er kennt deine Rechte und die internen Spielräume

Schritte:

  1. Wende dich vertraulich an ein Mitglied des Betriebsrats
  2. Schilder deine Situation sachlich
  3. Erarbeite gemeinsam eine Strategie: Gespräch zu dritt, Eskalation, alternative Abteilungswechsel etc.

Wichtig: Alles, was du dem Betriebsrat erzählst, bleibt vertraulich.


Deine Rechte bei Ungleichbehandlung

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt dich z. B. vor Diskriminierung wegen:

  • Geschlecht
  • Alter
  • Herkunft
  • Religion
  • Behinderung
  • sexueller Identität

Auch wenn es nicht direkt um Diskriminierung geht, gilt: Willkür, Mobbing oder systematische Benachteiligung sind nicht erlaubt. Bei wiederholter Ungleichbehandlung kannst du dich wehren – juristisch und arbeitsrechtlich.


Selbstschutz & Strategien für deinen Alltag

Selbst wenn sich an der Chef:in-Ebene kurzfristig nichts ändert, kannst du aktiv an deinem Wohlbefinden arbeiten.

Das hilft:

  • Abgrenzung: Lass berufliche Kritik nicht in dein Selbstwertgefühl eindringen
  • Verbündete suchen: Kolleg:innen, Freund:innen oder ein Mentor helfen beim Reflektieren
  • Kompetenzen ausbauen: Weiterbildungen stärken dein Selbstbewusstsein
  • Jobwechsel erwägen: Wenn du längerfristig keine Veränderung siehst, kann ein Neuanfang sinnvoll sein

Fazit: Drei Schritte zu mehr Fairness am Arbeitsplatz

Analysieren statt vorschnell urteilen: Nicht jeder Streit oder jede schlechte Stimmung bedeutet automatisch Ungerechtigkeit. Beobachte das Verhalten deiner Chef:in über einen längeren Zeitraum. Dokumentiere konkrete Beispiele und versuche herauszufinden, ob es sich um ein strukturelles Problem handelt oder eine individuelle Fehleinschätzung. Reflexion und Austausch mit Kolleg:innen helfen dir, objektiver auf die Situation zu schauen.

Aktiv werden und nicht schweigen: Wenn du ein Muster erkennst, ist es wichtig, ins Handeln zu kommen. Das heißt nicht, sofort zum Anwalt zu rennen – sondern ein konstruktives Gespräch zu suchen. Ob allein, mit der Hilfe von HR oder dem Betriebsrat: Fairness entsteht durch Dialog, nicht durch Schweigen. Mut, Klarheit und Sachlichkeit sind dabei deine besten Verbündeten.

Langfristig denken und gut für dich sorgen: Manche Chefs ändern sich nicht – und das muss nicht dein Problem bleiben. Wenn deine psychische Gesundheit leidet, du dich nicht weiterentwickeln kannst oder keine Perspektive siehst, solltest du dich langfristig nach einem anderen Umfeld umsehen. Ein Wechsel kann neue Energie freisetzen und zeigen: Du hast mehr Kontrolle über deine Arbeitswelt, als du vielleicht denkst.

Fairness beginnt bei dir selbst – indem du dich ernst nimmst, Grenzen setzt und mutig für dich einstehst. Ungleichbehandlung ist kein Schicksal, sondern ein Zustand, den du – mit etwas Geduld und Unterstützung – verändern kannst.


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