Schon mal an einem Donnerstagabend gedacht: „Wow, wär das schön, wenn morgen Wochenende wär“? Du bist nicht allein. Die Diskussion um die 4-Tage-Woche nimmt Fahrt auf – und zwar weltweit. Was früher wie ein schöner Traum klang, wird heute in vielen Unternehmen getestet, zum Teil schon gelebt. Aber wie realistisch ist das Ganze wirklich? Und vor allem: Was bringt’s?
Was steckt eigentlich hinter der 4-Tage-Woche?
Die Idee klingt simpel – und gleichzeitig revolutionär:
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Arbeite nur vier Tage die Woche
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Erhalte trotzdem dein volles Gehalt
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Hab einen zusätzlichen Tag frei für Erholung, Familie, Projekte oder Me-Time
Aber kann das überhaupt funktionieren? Sinkt dadurch nicht die Produktivität? Oder ist das Gegenteil der Fall?
Die Studienlage spricht eine klare Sprache
In den letzten Jahren gab es zahlreiche Versuche, die 4-Tage-Woche wissenschaftlich zu testen. Und die Ergebnisse sind alles andere als enttäuschend:
Island: Ein Meilenstein im Experimentieren
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Zwischen 2015 und 2019 lief in Island eines der größten Experimente zur Einführung einer reduzierten Arbeitszeit auf 4 Tage die Woche mit über 2.500 Teilnehmer:innen.
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Ergebnis: Gleiche oder sogar höhere Produktivität bei besserer Work-Life-Balance.
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Nach dem Versuch wurde das Modell in vielen Bereichen dauerhaft übernommen – heute profitieren über 86 % der isländischen Erwerbstätigen von flexibleren Arbeitszeitmodellen.
Großbritannien: Der größte Pilotversuch weltweit
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61 Unternehmen testeten 2022 über sechs Monate hinweg die 4-Tage-Woche.
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56 davon führten das Modell dauerhaft oder zumindest vorläufig weiter.
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Die Mitarbeitenden berichteten von:
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Mehr Zeit für Familie und Hobbys
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Weniger Stress und Burnout
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Bessere Gesundheit
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Weniger Krankheitstage
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„Es war, als hätte ich mein Leben zurückbekommen – ohne dass ich auf mein Gehalt verzichten musste.“
– Claire Daniels, CEO, Trio Media (Teilnehmerin des UK-Pilotprojekts)
Deutschland zieht nach
Auch hierzulande ist das Interesse riesig:
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Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von XING wünschen sich 81 % der Arbeitnehmer:innen in Deutschland eine Arbeitswoche mit 4 Tagen.
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55 % würden sogar auf einen Teil des Gehalts verzichten, wenn sie dafür einen Tag mehr frei hätten.
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Im Feldversuch von Intraprenör nahmen Anfang 2024 45 Unternehmen in Deutschland teil – darunter Agenturen, IT-Firmen und Dienstleister.
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Ergebnis: In 91 % der Fälle stieg die Produktivität oder blieb gleich, während die Zufriedenheit der Mitarbeitenden deutlich zunahm.
Die Vorteile – mehr als nur ein freier Tag
Ein zusätzlicher freier Tag klingt erstmal nach Luxus – aber der Impact geht weit darüber hinaus. Hier ein Überblick über die häufigsten Benefits:
Mental Health und Work-Life-Balance
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Reduzierung von Stress, Burnout und psychischer Belastung
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Mehr Zeit für Familie, Freund:innen und persönliche Projekte
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Erholung wird Teil der Woche – nicht erst im Urlaub
Produktivität und Motivation
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Weniger Tage = mehr Fokus
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Aufgaben werden effizienter erledigt
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Motivationsschub durch klarere Arbeitsstrukturen
Umwelt und Nachhaltigkeit
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Weniger Pendelverkehr = geringerer CO₂-Ausstoß
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Reduzierter Energieverbrauch in Büros
Attraktivität als Arbeitgeber:in
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Höhere Mitarbeiter:innenbindung und weniger Fluktuation
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Recruiting-Vorteil bei Gen Z und Millennials
„Wir wollten unsere Arbeitgebermarke stärken – mit der 4-Tage-Woche haben wir doppelt so viele qualifizierte Bewerbungen erhalten wie zuvor.“
– Daniel Marwan
Aber was spricht (noch) dagegen?
So schön das alles klingt – es gibt auch Herausforderungen und Kritikpunkte:
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Nicht jede Branche ist geeignet: In Pflege, Einzelhandel oder Gastronomie ist die Umsetzbarkeit oft schwierig.
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Mehr Druck in weniger Zeit: Weniger Tage bedeuten manchmal verdichtete Arbeit.
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Führungskräfte müssen umdenken: Weg von Präsenzdenken hin zu ergebnisorientiertem Arbeiten.
Herausforderungen im Überblick:
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Organisatorischer Mehraufwand (z. B. Dienstpläne)
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Widerstände in traditionellen Unternehmensstrukturen
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Angst vor Produktivitätsverlust
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Unklare gesetzliche Rahmenbedingungen
Ist die 4-Tage-Woche also realistisch?
Die Antwort lautet: Es kommt drauf an. Aber: Der Trend ist eindeutig. Immer mehr Unternehmen – von Start-ups bis hin zu Mittelständlern – testen das Modell. Und auch politisch kommt Bewegung rein:
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In Belgien wurde 2022 das Recht auf eine 4-Tage-Woche gesetzlich verankert – bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit.
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In Spanien und Portugal laufen staatlich geförderte Pilotprojekte.
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In Deutschland fordert die Gewerkschaft IG Metall eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich – besonders in Branchen mit hoher körperlicher Belastung.
Für wen lohnt es sich besonders?
Die Frage ist weniger „ob“, sondern eher „wie“ das Modell eingeführt wird. Besonders sinnvoll in folgenden Branchen:
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Kreative Berufe (z. B. Marketing, Design, Agenturen)
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Tech-Unternehmen und Start-ups
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Wissensarbeit mit hoher Selbstorganisation
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Arbeitgeber:innen, die Fachkräfte halten oder gewinnen wollen
Tipps für Unternehmen, die umstellen möchten
Hier ein paar Quick-Wins und Learnings aus erfolgreichen Pilotprojekten:
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Vorab analysieren: Welche Aufgaben lassen sich verdichten oder automatisieren?
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Transparent kommunizieren: Mitarbeitende von Anfang an einbeziehen
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Flexibilität fördern: Nicht alle wollen denselben freien Tag
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Ergebnisse messen: Zufriedenheit, Produktivität und Gesundheit tracken
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Testphase einplanen: Pilotphase von 3–6 Monaten starten
Fazit: Kommt die 4-Tage-Woche – oder bleibt sie ein Wunschtraum?
Die 4-Tage-Woche ist kein Hype mehr, sondern eine ernstzunehmende Alternative zum klassischen 5-Tage-Modell. Sie kann zu mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Produktivität führen – aber nur, wenn sie sinnvoll umgesetzt wird. Es braucht Mut, Offenheit und echte Veränderungsbereitschaft auf Seiten der Unternehmen.
Für viele Arbeitnehmende – vor allem aus der Gen Z und den Millennials – ist sie längst ein Entscheidungskriterium bei der Jobwahl. Der Wunsch nach mehr Zeit fürs Leben ist real, nachvollziehbar und berechtigt. Die klassische 40-Stunden-Woche wirkt für viele wie ein Relikt aus einer anderen Zeit.
Ob die 4-Tage-Woche bald Standard wird, hängt letztlich davon ab, wie flexibel Unternehmen sind und wie mutig wir alle das Thema anpacken. Aber klar ist: Die Arbeitswelt ist im Wandel – und wir sind mittendrin.
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