Buy Now, Pay Later: Flexible Zahlungsmodelle und die Schuldenfalle

5 Minuten

Buy Now, Pay Later: Flexible Zahlungsmodelle und die Schuldenfalle

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Schon mal was „Buy Now, Pay Later“ gekauft – und es dann irgendwie vergessen?

Zack, bestellt. In vier Wochen zahlen? Klingt harmlos. Kein Kredit, keine Zinsen, keine Hürde. Einfach nur schnell ein paar Klicks und das neue Outfit, Tech-Gadget oder Möbelstück gehört dir. Willkommen in der Welt von Buy Now, Pay Later – kurz BNPL.

Was ursprünglich als smarte Alternative zu Kreditkarten gedacht war, entwickelt sich zunehmend zur Schuldenfalle. Und besonders betroffen? Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Denn: Was nach Freiheit klingt, endet für viele in finanziellen Abhängigkeiten.

Buy Now, Pay Later: Flexible Zahlungsmodelle und die Schuldenfalle


Was ist Buy Now, Pay Later eigentlich?

BNPL-Dienste wie Klarna, Riverty, PayPal Ratenzahlung oder Scalapay ermöglichen es, Produkte sofort zu kaufen – und später zu bezahlen. Je nach Anbieter:

  • in 14, 30 oder 60 Tagen

  • in mehreren Raten ohne oder mit geringem Zins

  • direkt integriert im Online-Checkout vieler Shops

Die Vorteile:
✅ Kein Antrag wie bei einem Kredit
✅ Schnelle Freigabe
✅ Kein negativer Schufa-Eintrag bei ordnungsgemäßer Zahlung

Aber:
❌ Keine Bonitätsprüfung bei kleineren Beträgen
❌ Keine klare Übersicht über alle Schulden
❌ Schnell 5–10 parallele „Mini-Kredite“ möglich


Die Faktenlage: So häufig nutzt Gen Z BNPL

📊 Laut einer Studie von PYMNTS & Sezzle (2023) nutzen 58 % der Gen Z in den USA bereits BNPL-Modelle – Tendenz steigend.
📈 In Deutschland zeigt eine Umfrage von Bitkom (2023):

  • Jede:r Fünfte im Alter von 18–29 nutzt BNPL regelmäßig

  • Klarna ist dabei der beliebteste Anbieter

  • 42 % geben an, BNPL vor allem bei Kleidung und Elektronik zu verwenden

Die Faktenlage: So häufig nutzt Gen Z BNPL


Warum gerade junge Menschen so anfällig für BNPL sind

  • Geringes Einkommen: Ausbildung, Studium, Einstieg ins Berufsleben = wenig Geld

  • Sozialer Druck: Trends mitgehen, mithalten, sichtbar sein

  • Bequemlichkeit: Keine Lust auf Kreditkarten, lange Prüfungen oder Absagen

  • Psychologische Wirkung: Es fühlt sich nicht wie „echtes“ Bezahlen an

  • Fehlende Finanzbildung: Viele wissen nicht, wie sich kleine Beträge aufsummieren


Die Schuldenfalle BNPL – so entsteht sie

Was am Anfang wie ein smarter Deal wirkt, kann schnell aus dem Ruder laufen:

Typisches Szenario:

  • Bestellst Sneakers → 80 € in 30 Tagen

  • Später noch ein Bluetooth-Speaker → 120 € in 2 Raten

  • Dann ein Geschenkkauf → 50 € auf Rechnung

  • Insgesamt: 250 € offen – verteilt auf drei Anbieter

Plötzlich bist du:

  • im Zahlungsverzug

  • bekommst Mahngebühren

  • verlierst Überblick über Fälligkeiten

  • bekommst Stress mit Inkasso


Was macht BNPL so gefährlich?

1. Fehlender Reality-Check

  • Kein direkter Kontostand = kein Gefühl für das Ausgeben

  • Es fühlt sich wie „späteres Ich zahlt das“ an

2. Keine zentrale Übersicht

  • Jeder Anbieter hat eigenes System

  • Keine App zeigt alles auf einen Blick

  • Termine und Beträge gehen schnell unter

3. Hohe Mahngebühren & Inkassokosten

  • Schon nach wenigen Tagen drohen Zusatzkosten

  • Zinssätze sind oft intransparent

  • Aus 20 € werden schnell 50 €


Was du tun kannst, um nicht in die Schuldenfalle zu tappen

1. Überblick behalten

  • Führe eine Liste oder nutze Apps wie Finanzguru oder Outbank

  • Check regelmäßig offene BNPL-Rechnungen

  • Lege Erinnerungen im Kalender an

2. Nur nutzen, wenn’s wirklich nötig ist

  • Frage dich: Würde ich es auch sofort bezahlen?

  • Wenn nein – Finger weg

  • Nutze BNPL nur für Ausnahmen, nicht für alltägliche Käufe

3. Zahlungsoption bewusst wählen

  • Zahl sofort – wenn möglich

  • Verzichte auf Teilraten, wenn du die Summe eigentlich tragen könntest

  • Lies dir die AGB durch – auch wenn’s nervt

4. Schulden abbauen – Priorität setzen

  • Klein anfangen: 1 Rechnung auflösen

  • Nutze Einnahmen aus Nebenjobs oder Rücklagen

  • Vermeide neue Käufe, bis alles bezahlt ist

5. Finanzwissen aufbauen

  • YouTube-Kanäle wie Finanzfluss, Podcasts wie Money Mindset

  • Infos zu Konsumschulden & Budgetierung

  • Folge Creator:innen mit echtem Mehrwert statt nur mit Hauls


Auch Politik & Plattformen sind gefragt

BNPL boomt – aber gesetzlich ist vieles noch unreguliert.
Notwendig wären:

  • Transparente Risikohinweise beim Checkout

  • Zentrale Register für BNPL-Verträge

  • Bonitätsprüfungen auch bei kleinen Summen

  • Verpflichtende Übersichten für Nutzer:innen über offene Forderungen

  • Verbraucherschutzaufklärung in sozialen Netzwerken


Fazit: Freiheit beim Shoppen braucht Verantwortung

Buy Now, Pay Later klingt harmlos – fast wie ein Rabatt auf Zeit. Aber diese scheinbar clevere Finanzoption wird für viele junge Menschen zur Schuldenfalle, weil sie sich schneller anhäuft, als man denkt. Wer den Überblick verliert, verliert oft auch die Kontrolle über die eigenen Finanzen.

Gerade in einer Zeit, in der soziale Medien ständig neue Trends und Konsumanreize liefern, braucht es ein stärkeres Bewusstsein für den Umgang mit Geld. Finanzbildung ist keine trockene Theorie – sie ist essenziell, um langfristig unabhängig und stressfrei leben zu können.

Aber die Verantwortung liegt nicht nur bei Einzelnen. Auch Anbieter, Politik und Plattformen müssen Klarheit schaffen und junge Menschen besser schützen. Denn Freiheit beim Shoppen darf nicht bedeuten, dass man später mit Inkasso-Schreiben aufwacht.


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