Ich arbeite, also bin ich? Fühlst du dich nur dann erfolgreich, wenn dein Jobtitel beeindruckt und deine Identität wird? Oder hast du dich schon mal gefragt, warum der Gedanke an die Frage „Was machst du beruflich?“ eher Druck als Stolz auslöst? Willkommen in der neuen Realität einer Generation, die sich nicht mehr nur über ihre Arbeit definiert und ihre Identität aufgrund von Jobtiteln festlegt. Gen Z und Millennials hinterfragen gerade aktiv ein Jahrzehnt voller Hustle Culture und Karrierezwang.
Beruf = Identität? Nicht mehr für alle
Früher galt: Je beeindruckender der Jobtitel, desto besser das Selbstwertgefühl. Heute rückt etwas anderes in den Fokus:
- Persönliche Zufriedenheit statt Prestige
- Work-Life-Balance statt Workaholic-Lifestyle
- Wertebasierte Arbeit statt Statusdenken
Laut der Studie „Jugend in Deutschland – Winter 2023/24“ geben 65 % der Befragten an, dass ihnen Freizeit und Lebensqualität wichtiger sind als Karriereziele. Nur 18 % wollen führende Positionen erreichen. Das zeigt: Die klassische Karriereleiter ist kein allgemeines Ziel mehr.
Warum wir nicht mehr „Karriere“ schreien
Der Ausstieg aus der Job-als-Identität-Spirale kommt nicht aus dem Nichts. Es gibt viele Gründe, warum junge Menschen umdenken:
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Burnout und psychische Belastung steigen laut der DAK besonders bei unter 35-Jährigen.
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Die Pandemie hat gezeigt, wie schnell sich alles ändern kann – und wie wenig der Job allein Sicherheit gibt.
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Flexibles Arbeiten führt dazu, dass Arbeit nicht mehr an Ort und Zeit gebunden ist – das löst sie auch emotional vom Kern der Identität.
Doch da steckt noch mehr dahinter. Jahrzehntelang wurde das Narrativ verkauft: Erfolg = Karriere. Wer viel arbeitet, steigt auf. Wer aufsteigt, ist glücklich. Das hat vielleicht mal funktioniert – zumindest auf dem Papier. Heute erleben viele, dass das Streben nach der nächsten Stufe auf der Karriereleiter eher zu Überforderung als zu Erfüllung führt.
Die Zahlen bestätigen das. Die DAK berichtet, dass die psychischen Erkrankungen bei jungen Erwerbstätigen in den letzten zehn Jahren um fast 60 % gestiegen sind. Besonders häufig: Erschöpfungszustände, depressive Verstimmungen und Angststörungen. Viele steigen deshalb freiwillig aus dem Hochleistungsmodus aus – oder finden erst gar nicht rein.
Ein weiterer Aspekt: Die Entgrenzung von Arbeit durch Homeoffice und ständige Erreichbarkeit führt nicht nur zu mehr Freiheit, sondern auch zu einer Art Identitätsauflösung. Wenn der Job überall stattfinden kann, dann ist er auch überall präsent – aber eben nicht mehr der zentrale Anker, der das Leben strukturiert.
Stattdessen wächst das Bedürfnis nach einer Identität, die sich nicht nur aus der E-Mail-Signatur ergibt. Viele definieren sich heute über Community, Engagement oder ihre Werte – und nicht über ihre Position in der Hierarchie.
Was zählt wirklich? Neue Wertschätzung für das Leben außerhalb der Arbeit
Viele aus der Gen Z und Gen Y sagen mittlerweile offen: „Ich arbeite, um zu leben – nicht andersrum.“ Es geht um ein neues Verständnis von Lebensqualität. Nicht die Karriereleiter, sondern das echte Leben steht im Mittelpunkt.
Statt Überstunden, Wochenendarbeit und Statussymbolen zählen heute:
- Zeit für Freund:innen, Reisen, Ehrenamt
- Kreative Projekte oder ein eigenes Business nebenbei
- Mentale Gesundheit als echte Priorität
- Nachhaltiger Konsum und Achtsamkeit im Alltag
Die Prioritäten haben sich verschoben – und das nicht grundlos. Die letzten Jahre haben wie unter einem Brennglas gezeigt, was im Leben wirklich zählt. Die Klimakrise, die durch Hitzerekorde, Umweltkatastrophen und Aktivismus wie Fridays for Future ständig präsent ist, macht deutlich: Das Morgen ist nicht selbstverständlich. Viele junge Menschen fragen sich daher nicht nur, wie sie arbeiten wollen, sondern auch, wofür.
Dazu kommen globale Unsicherheiten – von geopolitischen Spannungen bis hin zu Wirtschaftskrisen. Der Gedanke, ein sicheres Leben ausschließlich über eine Festanstellung zu erreichen, ist für viele nicht mehr glaubwürdig. Stattdessen wächst der Wunsch nach einer ganzheitlichen Lebensgestaltung, in der der Job nur ein Teil des großen Ganzen ist.
Das wirkt sich auch auf die Jobwahl aus. Laut dem Deloitte Millennial Survey 2023 geben 46 % der Gen Z an, dass sie einen Job ablehnen würden, wenn er nicht zu ihren Werten passt. Und diese Werte sind klar: Nachhaltigkeit, Inklusion, Transparenz, Sinnhaftigkeit. Der Job muss sich mit dem eigenen ethischen Kompass vereinbaren lassen – sonst war’s das. Unternehmen, die auf Greenwashing oder reine Profitmaximierung setzen, stehen auf der roten Liste.
So bleibst du bei dir statt dich über den Job zu definieren
- Werte reflektieren: Was ist dir wichtig im Leben? Was willst du NICHT für einen Job aufgeben?
- Berufliche Ziele entkoppeln von gesellschaftlichem Druck: Nur weil andere aufsteigen, musst du das nicht wollen.
- Grenzen setzen: Feierabend heißt nicht nur „nicht erreichbar“, sondern auch: Zeit für dich.
- Identität erweitern: Wer bist du außerhalb deines Jobs? Hobby, Ehrenamt, Freund:innenkreis?
Du bist mehr als dein Lebenslauf
Es braucht Mut, gegen die Idee anzudenken, dass man „etwas aus sich machen“ muss, nur weil man einen bestimmten Job hat. Doch genau das passiert gerade. Junge Generationen definieren sich bewusst anders: über ihr Engagement, ihre Werte, ihr Umfeld.
Die Trennung von Beruf und Identität kann befreiend sein. Wer sich nicht mehr über den Job definiert, wird offener für neue Lebensmodelle, Erfahrungen und vor allem: mehr Balance.
Und das heißt nicht, dass Karriere unwichtig ist – sondern, dass sie nicht mehr alles ist. Arbeit ist nur ein Teil des Lebens. Und nicht der, der uns als Mensch komplett ausmacht.
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