Das Wichtigste auf einen Blick
- Früher war die Auszahlung des Lohns in bar gang und gäbe. Heute ist das die Ausnahme.
- Gesetzlich gibt es keine Vorschrift, die eine Barauszahlung verbietet. Es kann individuell mit dem Arbeitgeber vereinbart werden.
- Eine Ausnahme gilt bei Pfändungen: Hier ist eine Barauszahlung ausgeschlossen, um Verschleierung zu verhindern.
- Laut einem aktuellen Urteil ist eine Überweisung keine Erfüllung des Lohnanspruchs, wenn der Arbeitnehmer ausdrücklich Barzahlung verlangt.
Was sagt das Gesetz über die Gehaltsauszahlung?
Die Gewerbeordnung (§ 107 Abs. 1 GewO) erlaubt sowohl die Zahlung des Lohns in bar als auch per Überweisung. Welche Methode gewählt wird, hängt meist vom Arbeitsvertrag oder von internen Unternehmensregelungen ab.
Bis Ende der 1950er Jahre war die Lohntüte mit Bargeld Standard. Ab den 1960er Jahren begann die Umstellung auf Überweisungen, die heute fast flächendeckend genutzt werden. Dennoch bleibt die Möglichkeit der Barauszahlung bestehen, sofern Arbeitgeber und Arbeitnehmer dies vereinbaren.
Wichtige Regelungen zur Barauszahlung
- Die Zahlung muss nachweisbar erfolgen, z. B. durch eine Quittung.
- Der Erfüllungsort ist in der Regel der Betrieb, in dem die Arbeitsleistung erbracht wurde.
- Sozialabgaben und Steuern werden unabhängig von der Zahlungsart direkt vom Bruttolohn abgezogen.
Darf ich auf Barzahlung bestehen?
Grundsätzlich ja. Als Arbeitnehmer*in können Sie Ihren Arbeitgeber bitten, den Lohn in bar auszuzahlen. Voraussetzung ist, dass dies im Vorfeld vereinbart wurde und keine rechtlichen Einschränkungen – wie bei einer Pfändung – bestehen.
Urteil des Amtsgerichts München (2018)
Das Amtsgericht München entschied, dass eine Überweisung nicht als Erfüllung des Lohnanspruchs gilt, wenn der Arbeitnehmer ausdrücklich Barauszahlung verlangt. In einem verhandelten Fall wurde die Überweisung aufgrund von Bankschulden des Arbeitnehmers nicht akzeptiert. Das Gericht gab dem Arbeitnehmer Recht und bestätigte dessen Anspruch auf Barzahlung.
Vorteile einer Barauszahlung |
Nachteile einer Barauszahlung |
Direkter Zugriff: Bei Barzahlung steht der Lohn sofort zur Verfügung – keine Verzögerungen durch Bankprozesse. | Sicherheitsrisiken: Bargeld kann leicht gestohlen oder verloren werden. |
Motivationseffekt: Bargeld fühlt sich „wertvoller“ an, was die Zufriedenheit und Motivation steigern kann. | Aufwändiger Nachweis: Der Arbeitgeber muss Quittungen ausstellen, die beide Parteien unterzeichnen. |
Bessere Übersicht: Der physische Umgang mit Geld vermittelt ein klareres Gefühl für Ausgaben und Budgets. | Kein Anspruch auf Entgeltersatzleistungen: Für Arbeitslosengeld oder Krankengeld ist ein Bankkonto erforderlich. |
Unpraktikabilität: Für Unternehmen bedeutet die Barauszahlung oft zusätzlichen Aufwand und Risiken. |
Warum ist Barzahlung heute selten?
In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt setzen Unternehmen auf die Vorteile von Überweisungen. Sie sind effizient, sicher und kostengünstig. Zudem ermöglichen sie eine einfache Abwicklung von Sozialabgaben und Steuern.
Ein weiterer Faktor ist die abnehmende Bedeutung von Bargeld im Alltag. Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank zahlte 2022 nur noch jeder Dritte mit Bargeld. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Unternehmensprozessen wider.
Ausnahmen: Wann Barzahlung sinnvoll sein kann
In bestimmten Situationen kann die Auszahlung des Gehalts in bar durchaus sinnvoll sein. Beispielsweise bietet sich diese Methode bei Minijobs oder gelegentlichen Arbeitsleistungen an, da Bargeld hier eine praktische und unkomplizierte Lösung darstellt. Auch der psychologische Effekt spielt eine Rolle: Gerade bei kleineren Beträgen, wie etwa Trinkgeldern, wirkt Bargeld motivierender, da der direkte Kontakt mit Münzen und Scheinen einen greifbaren Wert vermittelt. Zudem gibt es Sonderfälle, in denen Arbeitnehmer keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. In solchen Fällen bleibt die Barzahlung oft die einzige praktikable Möglichkeit, das Gehalt zu erhalten.
Flexible Pay: Eine moderne Alternative
Flexible Pay ermöglicht Mitarbeitenden, bereits vor dem regulären Zahltag auf Teile ihres verdienten Gehalts zuzugreifen. Ob durch Modelle wie „Earned Wage Access“ oder die Splittung in zwei Auszahlungen pro Monat – diese Ansätze bieten finanzielle Flexibilität und entlasten bei kurzfristigen Engpässen. Unternehmen profitieren durch höhere Mitarbeitendenzufriedenheit, bessere Bindung und weniger krankheitsbedingte Ausfälle.
Trotz der Vorteile birgt Flexible Pay Risiken: Häufigerer Zugriff auf das Gehalt kann unkontrollierte Ausgaben fördern und den Verwaltungsaufwand für Unternehmen erhöhen. Beide Seiten sollten die Einführung gut abwägen, klare Strukturen schaffen und Schulungen anbieten, um Verschuldung und organisatorische Hürden zu vermeiden. Richtig umgesetzt, bietet Flexible Pay eine attraktive Ergänzung moderner Vergütungssysteme.
Rechtliche Konsequenzen bei Lohnverzug
Kommt der Arbeitgeber seiner Verpflichtung zur Gehaltszahlung nicht nach, stehen Arbeitnehmern Schadensersatzansprüche zu:
- 40 Euro Pauschalentschädigung laut § 288 Abs. 5 BGB.
- Verzugszinsen auf den ausstehenden Betrag.
Um rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, empfiehlt sich ein klärendes Gespräch. Bei anhaltendem Lohnverzug bleibt der Gang vor das Arbeitsgericht eine Option.
Fazit: Lohn in bar – eine Seltenheit mit Ausnahmen
Die Barauszahlung des Lohns ist in Deutschland gesetzlich zulässig, in der heutigen Praxis jedoch eine Rarität. Sie war bis in die 1950er-Jahre die übliche Methode, wurde dann aber weitgehend durch die Überweisung auf Bankkonten ersetzt. Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erscheint die Überweisung als moderner Standard, der bequem und sicher ist. Doch auch die Barzahlung hat ihre Vorteile, insbesondere bei besonderen Lebensumständen oder kleineren Tätigkeiten wie Minijobs.
Ein wesentlicher Pluspunkt der Barzahlung ist die sofortige Verfügbarkeit des Geldes. Anders als bei einer Überweisung, die oft einige Tage dauert, hat man den Betrag direkt zur Hand. Das schafft nicht nur finanzielle Flexibilität, sondern kann auch motivierend wirken, da Geld in physischer Form oft als greifbarer und wertvoller empfunden wird. Gleichzeitig entstehen jedoch Nachteile, etwa die Herausforderung, die Zahlung nachweisbar zu machen, und das erhöhte Sicherheitsrisiko durch Diebstahl oder Verlust.
Trotz der Möglichkeiten der Barzahlung bleibt die Überweisung die bevorzugte Methode für Gehaltszahlungen. Sie ist effizient, transparent und reduziert das Risiko von Missverständnissen oder rechtlichen Auseinandersetzungen. Die rechtliche Absicherung durch Kontoauszüge und die Automatisierung der Lohnbuchhaltung machen sie zur optimalen Lösung für die meisten Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Mit der Einführung der Entgelttransparenzrichtlinie, die bald in Kraft tritt, wird die Transparenz bei Lohnzahlungen weiter gestärkt. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig geregelte und nachvollziehbare Gehaltspraktiken für die Arbeitswelt von heute sind. Flexible Vergütungsmodelle wie Flexible Pay verdeutlichen zudem, dass der Arbeitsmarkt zunehmend an Dynamik gewinnt. Die Barzahlung bleibt zwar eine Ausnahme, erinnert jedoch daran, wie sehr sich die Arbeitswelt im Wandel befindet.
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