Frauen in Männerberufen: Die Berufswahl ist im Jahr 2024 freier denn je, doch stereotype Geschlechterrollen prägen weiterhin viele Berufsfelder. Frauen, die sich für sogenannte „Männerberufe“ entscheiden, brechen nicht nur Klischees, sondern tragen aktiv zu gesellschaftlichem Wandel bei. Doch wie sieht die Realität für Frauen in männerdominierten Branchen aus?
Was sind Männerberufe?
Berufe werden als „Männerberufe“ bezeichnet, wenn der Anteil männlicher Beschäftigter über 80 % liegt. Dazu zählen beispielsweise Tätigkeiten im Bauwesen, der Elektrotechnik oder in der IT. Doch die Geschlechterverteilung wandelt sich langsam.
Statistik:
- Technische Forschung und Entwicklung: Frauenanteil stieg von 11 % (2013) auf 18 % (2023).
- Informatik: Anteil berufstätiger Frauen von 14 % (2013) auf 18 % (2023).
- Polizei und Justizvollzug: Frauenanteil stieg von 20 % (2013) auf 28 % (2023). Quelle: Statistisches Bundesamt
Vorteile und Herausforderungen
Frauen, die sich bewusst für Berufe entscheiden, die traditionell als Männerdomänen gelten, stoßen oft auf eine zweischneidige Realität. Einerseits locken bessere Gehälter und spannende Karriereaussichten, andererseits gibt es strukturelle Hürden und gesellschaftliche Vorurteile, die überwunden werden müssen. Doch der Wandel ist im Gange, und Frauen in männerdominierten Branchen brechen nicht nur Klischees, sondern gestalten aktiv eine neue, vielfältigere Arbeitswelt.
Vorteile: Finanzielle Perspektiven und Karrierechancen
Ein wesentlicher Grund, warum Frauen den Schritt in männlich geprägte Berufsfelder wagen, ist die Aussicht auf ein höheres Einkommen. Viele sogenannte Frauenberufe – etwa in der Pflege, der Erziehung oder im Einzelhandel – gelten als unterbezahlt. Dagegen bieten Berufe wie Ingenieurwesen, IT oder das Handwerk oft deutlich attraktivere Gehälter und bessere Karrieremöglichkeiten.
Ein Beispiel dafür ist Magdalena Schnabel, die nach mehreren Jahren als Elektrikerin ihren eigenen Betrieb gegründet hat. Sie beschreibt die Erfüllung, die ihre Arbeit mit sich bringt:
„Es gibt nichts Schöneres, als am Ende des Tages zu sehen, was man geschafft hat. Dieses Vorher-nachher-Gefühl ist für mich unbezahlbar.“
Frauen profitieren in diesen Berufen außerdem von der Chance, sich in einem weniger überlaufenen Bewerberfeld zu profilieren. Durch die niedrigen Frauenquoten werden weibliche Fachkräfte oft als Bereicherung wahrgenommen – nicht zuletzt, weil sie durch ihren Einstieg in männerdominierte Branchen zu einer ausgewogeneren Arbeitskultur beitragen können.
Herausforderungen: Vorurteile und doppelte Anforderungen
So vielversprechend die Chancen auch sein mögen, die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. Frauen sehen sich in Männerberufen häufig mit Vorurteilen und hohen Erwartungen konfrontiert. Viele Unternehmen sind nach wie vor stark von traditionellen Strukturen geprägt, die Frauen das Gefühl geben, mehr leisten zu müssen, um dieselbe Anerkennung zu erfahren wie ihre männlichen Kollegen.
Pilotin Petra Lorenz bringt es auf den Punkt:
„Es reicht oft nicht, die gleiche Leistung wie die männlichen Kollegen zu bringen – man muss ein Stück mehr geben.“
Diese „doppelten Anforderungen“ spiegeln sich in verschiedenen Bereichen wider:
- Physische Belastungen: Sie stellen in Berufen wie dem Handwerk oder der Landwirtschaft eine besondere Herausforderung dar. Frauen müssen oft beweisen, dass sie mit den anspruchsvollen körperlichen Anforderungen dieser Tätigkeiten mithalten können. Magdalena Schnabel, die als Elektrikerin tätig ist, beschreibt die extremen Arbeitsbedingungen, mit denen sie täglich konfrontiert wird. Während es im Sommer auf der Baustelle oft unerträglich heiß sei, habe sie im Winter mit eisigen Temperaturen zu kämpfen. Dennoch empfindet sie die körperliche Arbeit auch als erfüllend, da sie am Ende des Tages sehen könne, was sie geschafft habe.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestaltet sich in männerdominierten Branchen schwierig. Flexible Arbeitszeiten, die eine bessere Balance zwischen Beruf und familiären Verpflichtungen ermöglichen würden, fehlen häufig. Dies erschwert es Frauen, sich langfristig in solchen Berufen zu etablieren, ohne dabei persönliche Einbußen hinnehmen zu müssen.
- Gesellschaftliche Vorurteile: Ein weiteres Hindernis sind gesellschaftliche Vorurteile. Frauen, die Berufe wie die Landwirtschaft oder das Bauwesen ergreifen, sehen sich oft mit veralteten Denkmustern konfrontiert. Landwirtin Madeleine Becker berichtet, dass sie nicht nur als Frau, sondern auch aufgrund ihrer Herkunft und fehlenden klassischen Ausbildung von Kollegen kritisch beäugt wurde. Sie habe jedoch gelernt, sich in dieser männerdominierten Branche durchzusetzen und ihren Platz zu behaupten.
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Wandel: Initiativen und gesellschaftliche Fortschritte
Trotz der bestehenden Hindernisse gibt es deutliche Anzeichen für einen Wandel. Immer mehr Frauen ergreifen Berufe, die früher ausschließlich von Männern dominiert wurden. Kampagnen und Initiativen, wie die der Bundesregierung, tragen dazu bei, die Sichtbarkeit von Frauen in solchen Branchen zu erhöhen. Sie zeigen nicht nur, dass Frauen in Männerberufen erfolgreich sein können, sondern inspirieren auch andere, diesen Weg zu gehen.
Ein Beispiel ist die Kampagne, in der Frauen wie Dachdeckermeisterinnen, Fahrzeuglackiererinnen oder Mathematikprofessorinnen ihre Geschichten teilen. Diese Vorbilder verdeutlichen, dass Frauen in allen Bereichen einen Platz haben – von der Wissenschaft über das Handwerk bis hin zu Führungspositionen.
Auch die Vernetzung über soziale Medien spielt eine wichtige Rolle. Plattformen wie Instagram ermöglichen Frauen den Austausch und die gegenseitige Unterstützung. Madeleine Becker hebt hervor, wie wertvoll diese Netzwerke sein können:
„Über Social Media kann ich anderen Menschen die Schönheit und Bedeutung der Landwirtschaft näherbringen. Gleichzeitig begegnet mir aber auch viel Negatives, das ich erst einmal verarbeiten muss.“
Was Frauen in Männerberufen brauchen
Um in männerdominierten Branchen erfolgreich zu sein, sind nicht nur fachliche Kompetenz und Durchhaltevermögen nötig. Frauen müssen auch lernen, sich in einer Arbeitswelt zu behaupten, die oft von männlichen Standards geprägt ist. Dazu gehören:
- Selbstbewusstsein: Frauen sollten sich ihrer Fähigkeiten bewusst sein und nicht zögern, ihre Meinung zu vertreten.
- Emotionale Intelligenz: Diese wird oft als weibliche Stärke angesehen und kann dabei helfen, Beziehungen im Team zu stärken und Konflikte zu lösen.
- Kommunikationsstärke: Eine souveräne Körperhaltung, klare Gestik und eine durchsetzungsstarke Stimme sind entscheidend, um Gehör zu finden.
Petra Lorenz erklärt, wie wichtig es ist, diese Eigenschaften zu entwickeln:
„Eine selbstbewusste Ausstrahlung kann viel bewirken – gerade in einem Berufsfeld, das von Männern geprägt ist.“
Fazit: Frauen gestalten die Arbeitswelt neu
Frauen in Männerberufen sind Wegbereiterinnen für eine Arbeitswelt, die auf Vielfalt, Kompetenz und Chancengleichheit setzt. Sie brechen traditionelle Rollenbilder auf, stellen sich gegen Vorurteile und beweisen, dass sie körperliche, fachliche und soziale Herausforderungen meistern können. Der Wandel ist spürbar – von steigenden Frauenquoten in der IT und Forschung bis hin zu einer wachsenden Anerkennung in Handwerk und Landwirtschaft.
Dennoch bleibt einiges zu tun: Unternehmen, Politik und Gesellschaft müssen weiterhin Rahmenbedingungen schaffen, die Frauen nicht nur den Einstieg erleichtern, sondern auch langfristig fördern. Gleichzeitig inspirieren Frauen wie Magdalena Schnabel, Madeleine Becker und Petra Lorenz mit ihrem Mut und Engagement andere, ähnliche Wege zu gehen.
Für Einblicke in ihren beruflichen Alltag und wertvolle Tipps lohnt es sich, ihnen auf Social Media zu folgen. Ihre Beiträge auf Plattformen wie Instagram bieten nicht nur Inspiration, sondern zeigen auch, wie wichtig Vernetzung und gegenseitige Unterstützung für Frauen in männerdominierten Berufen sind.
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