Gender-Pay-Gap in Deutschland: 18 % Unterschied beim Verdienst

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Gender-Pay-Gap in Deutschland: 18 % Unterschied beim Verdienst

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Am 7. März 2025 ist Equal Pay Day! Trotz wiederholter Bemühungen und gesellschaftlicher Veränderungen beträgt der Gender-Pay-Gap in Deutschland weiterhin 18 %. Der Stepstone Gehaltsreport 2024 zeigt, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, wenn es um die Bezahlung geht. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Faktoren, die den Gender-Pay-Gap beeinflussen, einschließlich Branchenunterschiede, regionale Diskrepanzen und die Rolle von Berufserfahrung und Personalverantwortung.

Was ist der Gender-Pay-Gap?

Der Gender-Pay-Gap beschreibt den Verdienstunterschied pro Stunde zwischen Frauen und Männern. Man unterscheidet zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten Gender-Pay-Gap. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap gibt den allgemeinen Verdienstunterschied an, ohne Anpassungen vorzunehmen. Der bereinigte Gender-Pay-Gap hingegen berücksichtigt strukturelle Unterschiede, wie z. B. Berufserfahrung, Branchen und Qualifikationen.

Unbereinigt

Bereinigt

  • Differenz zwischen den durchschnittlichen Brutto­stunden­verdiensten von Frauen und Männern in Prozent des durchschnittlichen Brutto­stunden­verdiensts männlicher Beschäftigter.
  • Umfasst auch Unterschiede, die auf die Ausübung unterschiedlich bezahlter Berufe, verschiedene Karrierelevels oder Qualifikationen zurückzuführen sind.
  • Genauere Analyse.
  • Faktoren herausgerechnet, die den Verdienstunterschied beeinflussen könnten: Unterschiede in Beruf, Branche, Beschäftigungsumfang, Qualifikation und Karrierelevel.
  • Obergrenze für Verdienstdiskriminierung: nicht alle lohnrelevanten Einflussfaktoren werden berücksichtigt, wie etwa Erwerbsunterbrechungen durch Elternzeit.

Was ist der Equal-Pay-Day?Equal-Pay-Day

 

Der Equal-Pay-Day wird am 7. März 2025 gefeiert, da Frauen bis zu diesem Datum im Jahr effektiv „umsonst“ arbeiten, verglichen mit ihren männlichen Kollegen. Dieser Tag soll auf die Ungleichheit in der Bezahlung aufmerksam machen und den gesellschaftlichen Diskurs über diese Ungerechtigkeit anstoßen. Die Gründe für den Gender-Pay-Gap sind vielfältig und reichen von strukturellen gesellschaftlichen Normen bis hin zu individuellen Entscheidungen.

 

Gründe für den Gender-Pay-Gap

  • Teilzeitarbeit: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, was sich negativ auf ihr Gehalt auswirkt. Diese Teilzeitbeschäftigung ist oft eine Folge von familiären Verpflichtungen.
  • Care-Arbeit: Frauen übernehmen in der Regel den Großteil der Care-Arbeit, was bedeutet, dass sie weniger Zeit für ihre berufliche Entwicklung aufwenden können.
  • Diskriminierung: Trotz gleicher Qualifikationen verdienen Frauen oft weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Diskriminierung kann sowohl offen als auch subtil sein und ist ein bedeutender Faktor im Gender-Pay-Gap.
  • Berufswahl: Frauen tendieren dazu, Berufe in schlechter bezahlten Branchen zu wählen, was zu niedrigeren Durchschnittsgehältern führt.

Wie viel weniger verdienen Frauen in Deutschland?

Das aktuelle Brutto-Mediangehalt zeigt, dass Männer mit 45.750 € deutlich mehr verdienen als Frauen mit 40.000 €. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap liegt bei -12,4 %, während der bereinigte Gap bei -5,5 % liegt. Es ist wichtig zu beachten, dass das Mediangehalt der Wert ist, der in der Mitte aller Gehälter liegt, während der Durchschnittswert die Gehälter aller Befragten zusammenaddiert und durch die Anzahl der Befragten teilt.

Regionale Unterschiede

Der Gender-Pay-Gap variiert stark je nach Bundesland. Zum Beispiel verdienen Frauen im Westen Deutschlands im Durchschnitt mehr als Männer im Osten. Das Brutto-Mediangehalt von Männern in Westdeutschland beträgt 47.250 €, während Frauen bei 40.750 € liegen.

Hier sind einige interessante regionale Statistiken:

  • Bereinigter Gender-Pay-Gap im Westen: -5,4 %
  • Bereinigter Gender-Pay-Gap im Osten: -6,4 %
  • Sachsen-Anhalt: Der bereinigte Gender-Pay-Gap beträgt hier -9,1 %, der höchste in Deutschland.
  • Bundesländer mit dem niedrigsten Gender-Pay-Gap: Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern zeigen deutlich geringere Unterschiede.

Gender-Pay-Gap: auch nach vielfachen Bemühungen liegt sie noch bei 18 % zwischen den Geschlechtern. Wie lässt sich die Lohnlücke erklären?

Branchen mit den größten Gender-Pay-Gaps

Die Berufserfahrung hat einen signifikanten Einfluss auf den Gender-Pay-Gap. Es gibt jedoch auch Branchen, in denen diese Lücke besonders ausgeprägt ist. Die höchsten Unterschiede finden sich in den folgenden Bereichen:

  • Groß- und Einzelhandel
  • Handwerk
  • Kundenservice

Besonders interessant ist, dass Frauen in der Logistik oft mehr verdienen als Männer, jedoch bleibt der bereinigte Gender-Pay-Gap auch hier bestehen.

Auswirkungen von Personalverantwortung und Berufserfahrung

Je mehr Personalverantwortung eine Person hat, desto höher ist in der Regel auch das Gehalt. Dennoch zeigt sich, dass Frauen mit Personalverantwortung oft weniger verdienen als Männer. Dies deutet darauf hin, dass die Gehälter von Frauen trotz höherer Verantwortung nicht im gleichen Maße ansteigen.

Zusätzlich zeigt die Analyse, dass Männer mit zunehmender Berufserfahrung deutlich mehr verdienen als Frauen. Diese Entwicklung verstärkt die Lücke im Gender-Pay-Gap und wirft Fragen zu den Karriereaussichten für Frauen auf.

Ein Hochschulabschluss führt in der Regel zu einem höheren Gehalt. Männer mit Hochschulabschluss verdienen im Median 63.250 €, während Frauen nur 50.000 € erhalten. Der bereinigte Gender-Pay-Gap ist hier mit -5,1 % niedriger als bei Männern und Frauen ohne Hochschulabschluss (-5,5 %). Dies verdeutlicht, wie wichtig Bildung für die Einkommensschere ist.

Ursachen für die Lohnlücke

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim identifiziert mehrere Ursachen:

  1. Berufliche Segregation: Frauen sind oft in schlechter bezahlten Jobs und Branchen beschäftigt.
  2. Familienpflichten: Mütter reduzieren häufig ihr Arbeitsangebot und wechseln in Teilzeit, was langfristige Auswirkungen auf ihre Karrierechancen hat.
  3. Diskriminierung: Frauen erhalten für die gleiche Arbeit oft weniger Bezahlung, was nicht nur eine individuelle, sondern auch eine systematische Ungerechtigkeit darstellt.

Entwicklungen in Deutschland?

Die positive Nachricht ist, dass der Gender-Pay-Gap seit den 1990er Jahren langsam sinkt. Lag er früher bei etwa 24 %, beträgt er heute laut dem Statistischen Bundesamt circa 18 %. Dies ist ein Fortschritt, der jedoch nicht ausreicht, um die bestehenden Ungleichheiten zu beseitigen.

Fazit: Was muss sich ändern?

Es ist ein Umdenken auf mehreren Ebenen notwendig:

  • Bessere Gehaltsverhandlungen für Frauen: Unternehmen sollten Schulungen anbieten, um Frauen zu ermutigen, ihre Gehälter aktiv zu verhandeln.
  • Hochwertige Kinderbetreuung: Es muss sichergestellt werden, dass hochwertige Betreuungsangebote verfügbar sind, die den Bedürfnissen von Vollzeitbeschäftigten gerecht werden.
  • Flexiblere Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen: Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, sollten Unternehmen flexiblere Arbeitsmodelle anbieten.

Die Gesellschaft, Arbeitgeber und die Politik sind gefragt, um strukturelle Ungleichheiten abzubauen und die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Es handelt sich nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, die es zu lösen gilt. Hier kann auch die EU-Entgelttransparenzrichtlinie helfen transparent die Unterschiede bei den Gehältern aufzuzeigen.

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