Introvertiert im Job: 3 Wege zum Erfolg

7 Minuten

Introvertiert im Job: 3 Wege zum Erfolg

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Introvertiert im Job und wie der stille Weg zum Erfolg gelingen kann? Damit sehen sich viele Introvertierte Mitarbeitende konfrontiert, wenn es um die Karrieregestaltung geht.

In der schnelllebigen Arbeitswelt, in der Performance großgeschrieben wird, haben introvertierte Personen oft das Nachsehen. Da sie ungern im Mittelpunkt stehen und ihre Erfolge verlautbaren, werden sie häufig unterschätzt. Doch sie bringen wichtige Stärken mit, die jedes gesunde Team braucht. Wir zeigen, wie Introvertierte erfolgreich sein können, ohne über ihre Grenzen zu gehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Etwa 36-50 % der Menschen sind introvertiert.
  • Man unterscheidet grob zwischen Introversion und Extraversion, wobei kaum jemand nur eines von beiden ist.
  • Introvertiert ist nicht gleich schüchtern. Introversion beschreibt die Ausprägung eines Persönlichkeitsmerkmals, während Schüchternheit eine Charaktereigenschaft ist.

Introvertierte Menschen stehen nicht gerne im Mittelpunkt und haben in der Arbeitswelt oft Probleme, ihre Erfolge zu kommunizieren – dabei sind sie analytische Denker, gute Zuhörer und haben viele weitere wichtige Stärken für den Unternehmenserfolg. Besonders im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung im Beruf können introvertierte Menschen ihre Fähigkeiten gezielt einsetzen, um sich sichtbar zu machen.

Introvertierte ziehen in der Arbeitswelt noch immer oft den Kürzeren, da sie weniger gern aktiv auf sich aufmerksam machen. Dennoch gibt es Strategien, mit denen sie Sichtbarkeit erlangen können, ohne sich zu verstellen. Seit die meisten Arbeitnehmenden wieder vollständig oder zumindest teilweise zurück ins Büro kehren, stellt sich für viele die Frage: „Wie viel Zeit im Büro ist für mich persönlich eigentlich gesund und förderlich?“

Introvertiert im Job: Die Kaffeküche oder die Kantine können eine Herausforderung darstellen.

Wir alle haben die Konversation mitbekommen, wie ein erfolgreicher Return to Office gelingen kann, sprich, was die Mitarbeitenden dazu motiviert, ihren Arbeitsplatz wieder vom Homeoffice ins Büro zu verlegen. Oft las man: endlich wieder Kollegen zufällig an der Kaffeemaschine treffen und sich austauschen oder gemeinsam zu Mittag essen. Ein guter Ansatz, verbrachten doch viele von uns circa zwei Jahre lang unsere Zeit ohne wirklichen zwischenmenschlichen Kontakt. Doch für viele ist der Gedanke an ein belebtes Büro mehr Belastung als Motivation. Wer eher introvertiert als extravertiert (oft auch: extrovertiert) veranlagt ist, ist von Smalltalk-Situationen in der Kaffeeküche und einer vollen Kantine schnell angestrengt.

Introversion versus Extraversion – wie schätzen Sie sich selbst ein?

Die Begriffe introvertiert (aus dem Lateinischen so viel wie „nach innen gewandt“) und extravertiert („nach außen gewandt“) werden umgangssprachlich oft als genau abgegrenzte Phänomene gesehen. Allerdings ist die Realität wie so oft eher in der Mitte zu finden – Intro- und Extraversion sind ein Spektrum. Viele Menschen zeigen Merkmale beider Ausprägungen, tendieren aber meist zu einer.

Herausforderungen für Introvertierte im Job

In der Arbeitswelt haben es introvertierte Menschen oft schon beim Lesen der Stellenanzeigen schwerer. Kommunikationsstark, aufgeschlossene Teamplayer, die gerne regelmäßige Teamevents besuchen: Das sind häufig die Charaktermerkmale, nach denen hier gesucht wird. Das kann schon eine erste Hürde sein für zurückhaltende Mitarbeiter, die gerne auch einen ganzen Arbeitstag vor sich selbst hin tüfteln. Beim Bewerbungsgespräch merkt man bereits, dass sie ruhiger sind, sich zurücknehmen, ihre Erfolge nicht immer oder nur zögerlich präsentieren. Teamarbeit in größeren Gruppen oder Workshops fallen ihnen zudem oft schwerer, da sie die Aufmerksamkeit scheuen.

Auch im Berufsalltag kämpfen Introvertierte immer wieder mit Herausforderungen: Die bereits genannte Kaffeeküche  entzieht ihnen vielmehr Energie aus ihrer sozialen Batterie. Außerdem kann bereits das Umfeld am Arbeitsplatz durch zu viele Reize überfordernd auf sie wirken. Dazu zählt Lautstärke; insbesondere parallele Gespräche sind ermüdend, aber auch zu grelles Licht, unangenehme Temperatureinstellungen oder intensive Gerüche können introvertierte Menschen erschöpfen.  Das Gehirn introvertierter Menschen ist aktiver und dementsprechend auch viel schneller überreizt, sagt zum Beispiel Sprachwissenschaftlerin und Autorin Sylvia Löhken in einem Interview bei Lothar Bauerochse auf HR 1.

Wissenschaftler gehen übrigens davon aus, dass es zwischen 36 und 50 Prozent der Menschen so geht; die Introvertierten machen also einen keinesfalls unerheblichen Teil der Bevölkerung und so auch der Belegschaft aus.

Ist Introversion ein Nachteil? Die Veränderung der Arbeitswelt im 20. Jahrhundert

Leider tendiert die Mehrheit der Menschen sowohl im Alltag als auch im Job dazu, extrovertierte Charakterzüge als vorteilhafter zu beurteilen als introvertierte – Introvertiertheit wird daher oft negativ gelesen. Das äußert beispielsweise auch Persönlichkeitspsychologin Jule Specht von der Humboldt-Universität zu Berlin im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova.

Auch laut dem Historiker Warren Susman ist Extraversion schon seit den 1920er Jahren die beliebtere Persönlichkeitseigenschaft unter den beiden. Ausgehend von den USA hat sich das gesellschaftliche Ideal um das 20. Jahrhundert in westlichen Industriestaaten grundlegend verändert.  Vom „Culture of Character“,  und dem Wandel zur „Culture of Personality“  in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es nun verstärkt um die Wahrnehmung und Bewertung der Außenwelt. Susman beschreibt die neue soziale Rolle, als Performer oder auch performing self. Dies setzt introvertierte Menschen gerade im Arbeitsalltag unter enormen Druck. Dabei stellt sich die Frage: Wenn wir aktuell ohnehin unsere Arbeitsweisen reflektieren und veraltete Konzepte der produktiven Arbeit hinterfragen, warum nicht auch diese Wahrnehmung endlich aufheben?

Stärken von introvertierten Menschen

Stärken von introvertierten Mitarbeitern im Unternehmen.

Eines ist klar: Ihre introvertierten Kollegen werden sich wahrscheinlich nicht als erste im Jour Fixe zu Wort melden und ihre Erfolge präsentieren. Doch das bedeutet nicht, dass sie nicht mindestens genau so viel erreicht haben wie andere. Natürlich sind auch Vorgesetzte Teil einer Gesellschaft, die gelernt hat, selbstbewusst auftretende Menschen oft positiver zu bewerten. Dabei haben Introvertierte aber viel zu bieten. Introvertierte Menschen können oft gut schreiben, analytisch denken, konzeptionieren, zuhören, sind extrem reflektiert und emphatisch. Diese Stärken zu kennen, kann ihnen enorm helfen, im Job weiterzukommen.

3 Tipps, wie Introvertierte sich im Job sichtbar machen können

Introvertierte haben also einiges zu bieten und sollten deshalb auch im Job auf keinen Fall zu kurz kommen. Wie können introvertierte Menschen dies aktiv in die Hand nehmen, ohne sich verstellen zu müssen? Hier sind drei Tipps von Silvie Stollreiter (Leiser Blog):

  1. Interesse zeigen: Es ist vollkommen okay, wenn Sie in einem Meeting einmal nichts teilen möchten. Durch eine aufrechte und aufmerksame Körperhaltung können Sie Kollegen und Führungskräften auch nonverbal signalisieren, dass Sie interessiert beim Thema sind, was immer einen positiven Eindruck hinterlässt.
  2. Vorbereitung ist alles: Als introvertierte Person noch mehr, denn gründliche Vorbereitung gibt das nötige Sicherheitsgefühl, Ideen optimal präsentieren zu können. Sich über die genauen Ziele von Meetings zu informieren, kann helfen, wichtige Punkte sofort parat zu haben. Vor internen Besprechungen kann man außerdem bereits eine Mail mit Themen an die Teilnehmer versenden. Für Veranstaltungen mit Networking gilt: Wenn Sie wissen, wer teilnimmt, überlegen Sie sich doch im Voraus, mit wem Sie nach dem Event gerne noch 1:1 sprechen möchten und worüber.
  3. Fragen stellen: Niemand hört so gut zu wie Introvertierte – und das kann man ruhig zu einer Stärke im Job machen! Denn wer reflektierte Fragen stellt, zeigt dem Gegenüber: „Mich interessiert, was du sagst, und ich möchte mich beteiligen“. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit im Arbeitsalltag und wird Ihren Gesprächspartner sicher positiv im Kopf bleiben.

Wie Unternehmen und Teamleitungen Introvertierte richtig fördern können

Auch von Seite der Teamleiter und Unternehmen ist es wichtig, introvertierte Mitarbeiter ihren Bedürfnissen und Stärken gemäß zu fördern. Arbeitgeber sollten ein Umfeld schaffen, in dem alle Mitarbeitenden respektiert werden und jeder zu Wort kommt. Den Dialog zu suchen und regelmäßige Feedbackgespräche zu führen, ist dabei von großer Bedeutung. So können Vorurteile ausgeräumt und introvertierte Mitarbeitende aktiv in die Prozesse einbezogen werden. Offene Büros können die Hürden für Introvertierte erhöhen, sodass es möglicherweise hilfreich ist, Zonen mit weniger Stimulation zu schaffen.

Zu guter Letzt

Introvertierte Menschen bringen wertvolle Stärken in die Arbeitswelt ein, auch wenn sie oft weniger im Mittelpunkt stehen. Ihre analytischen Fähigkeiten, das empathische Zuhören und die reflektierte Herangehensweise können entscheidend zum Erfolg eines Teams beitragen. Es ist wichtig, dass sowohl Unternehmen als auch Teamkollegen diese Eigenschaften anerkennen und schätzen. Indem sie Raum für individuelle Arbeitsstile schaffen und introvertierten Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, sich auf ihre eigene Art und Weise zu zeigen, können sie ein inklusives und produktives Arbeitsumfeld fördern, in dem alle Stimmen gehört werden.

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