In einer Zeit, in der Themen wie Arbeitszeitverkürzung und Work-Life-Balance intensiv diskutiert werden, stellt sich die Frage, wie Fachkräfte mit Berufsausbildung ihre Karriere Prioritäten setzen. Die Kooperationsstudie „Arbeitswelt von morgen“ von meinestadt.de und dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft bietet hierzu aufschlussreiche Erkenntnisse. Basierend auf einer Online-Befragung von 3.000 Fachkräften mit Berufsausbildung im Juni 2024 untersucht die Studie die Berufs- und Lebensziele dieser Gruppe und deren Wechselwirkungen.
Ambitionen und Lebensziele
Die Studie zeigt, dass traditionelle Karrierevorstellungen für viele Fachkräfte an Bedeutung verlieren. Für 60,1 % der Befragten ist Karriere kein zentrales Lebensziel, und lediglich 21,9 % streben eine Führungsposition mit Personalverantwortung an. Der Begriff „Karriere“ wird häufig mit Gehaltssteigerungen und klassischen Führungsrollen assoziiert, jedoch auch mit negativen Aspekten wie erhöhtem Stress (47,6 %) und Leistungsdruck (40,3 %). Positive Aspekte wie mehr Anerkennung (30,9 %) und größere Gestaltungsmöglichkeiten (23 %) werden seltener genannt.
Dennoch besteht ein großes Interesse an Weiterbildung: 34,7 % der Fachkräfte möchten sich regelmäßig fachlich weiterbilden, ohne dabei eine klassische Führungsposition anzustreben. Eine Fachkarriere können sich 14,0 % vorstellen.
Die Studie zeigt, dass für rund 80 % der befragten Fachkräfte Familie und Partnerschaft oberste Priorität haben. Dennoch spielt der Beruf eine bedeutende Rolle: Ein Drittel der Teilnehmer misst dem Job einen hohen Stellenwert bei. Auffällig ist, dass insbesondere in der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen die Arbeit eine größere Bedeutung erfährt.
Wichtige Lebensbereiche für Fachkräfte:
- Familie/Partnerschaft: 80 %
- Freizeit: 65,5 %
- Job: 33,9 %
- Ehrenamt: 3,5 %
Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz der hohen Wertschätzung von Familie und Freizeit der Beruf für viele Fachkräfte einen zentralen Lebensbereich darstellt.
Unterschiede nach Altersgruppen und Geschlecht
Jüngere Fachkräfte zeigen ein höheres Interesse: In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen betrachten 25,3 % Karriere als wichtiges Lebensziel, während bei den 65- bis 74-Jährigen 27,4 % Karriere als unwichtig einstufen. Männer tendieren häufiger als Frauen dazu, eine Führungsrolle anzustreben (26,8 % vs. 16,7 %).
Prioritäten: Arbeitsplatzsicherheit mehr Relevanz
Die Studie verdeutlicht, dass für viele Fachkräfte Arbeitsplatzsicherheit wichtiger ist als ein Aufstieg. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und sich wandelnder Arbeitsmärkte gewinnt ein sicherer Arbeitsplatz an Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in den Lebensprioritäten wider: Rund 80 % der Befragten geben an, dass Familie und Partnerschaft für sie am wichtigsten sind, während der Job für etwa ein Drittel eine hohe Priorität hat.
Arbeitsplatzsicherheit und Fachkräftemangel
Trotz eines leichten Rückgangs der Fachkräftelücke im Jahr 2023 bleibt die Situation angespannt. Laut dem KOFA Kompakt 3/2024: Jahresrückblick 2023 sank die Anzahl offener Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte um 2,9 % auf 1.299.940, während die Zahl der arbeitslosen Fachkräfte um 7,7 % auf 1.041.890 anstieg. Besonders in Gesundheits- und Sozialberufen ist der Bedarf weiterhin hoch. In der Gesundheits- und Krankenpflege fehlten durchschnittlich 17.656 Fachkräfte, in der Altenpflege 15.230. Bei Spezialist:innen in der Kinderbetreuung und -erziehung konnten von 30.311 offenen Stellen 20.875 nicht besetzt werden.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der Wunsch nach beruflicher Sicherheit. Rund 70 % der Befragten priorisieren einen sicheren Arbeitsplatz. Dies spiegelt das Bedürfnis nach Stabilität in einem dynamischen Arbeitsmarkt wider.
Prioritäten der Fachkräfte:
- Sicherer Arbeitsplatz: 70 %
- Karriere und Aufstieg: 30 %
Dieses Verhältnis unterstreicht die Bedeutung von einem sicheren Arbeitsplatz für die Mehrheit der Fachkräfte.
Fazit: Implikationen für Unternehmen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Fachkräfte vermehrt Wert auf die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, während traditionelle Karrierepfade an Bedeutung verlieren. Unternehmen sollten diese Prioritäten berücksichtigen und entsprechende Arbeitsbedingungen schaffen, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.
Empfehlungen für Unternehmen:
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Flexibilität bieten: Angebot von flexiblen Arbeitszeitmodellen, wie z.B. Teilzeit oder 4-Tage-Woche, um den Wunsch nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu unterstützen.
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Weiterbildung fördern: Möglichkeiten zur fachlichen Weiterentwicklung anbieten, ohne zwingend eine Führungsposition in Aussicht zu stellen.
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Sicherheit kommunizieren: Stabilität und langfristige Perspektiven im Unternehmen hervorheben, um das Bedürfnis nach einem sicheren Arbeitsplatz zu erfüllen.
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Gesundheitsförderung: Maßnahmen zur Gesundheitsprävention und -förderung implementieren, um Arbeitsbelastungen zu reduzieren und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern.
Durch die Anpassung an die veränderten Bedürfnisse der Fachkräfte können Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken.
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