Kein Bock auf Karriere? Warum das kein Zeichen von Faulheit ist

7 Minuten

Kein Bock auf Karriere? Warum das kein Zeichen von Faulheit ist

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„Warum machst du nicht einfach Karriere?“
Diese Frage klingt oft harmlos, ist aber aufgeladen mit Erwartungen, Vorstellungen – und manchmal sogar mit Vorwürfen. Karriere zu machen war lange der Inbegriff von Erfolg. Doch viele der heutigen Berufseinsteiger:innen nicken da eher freundlich – und gehen in eine ganz andere Richtung.

Aber ist „kein Bock auf Karriere“ gleichzusetzen mit mangelndem Ehrgeiz, Antriebslosigkeit oder gar Faulheit? Die Antwort ist ein klares: Nein. Dahinter steckt etwas viel Tieferes – ein neues Verständnis davon, was Arbeit überhaupt bedeuten soll.


Der Karrierebegriff im Wandel – was sich wirklich verändert hat

Eine Generation definiert Erfolg neu

Früher hieß Karriere machen:

  • Sich hocharbeiten

  • Mehr Verantwortung übernehmen

  • Mehr Geld verdienen

  • Eine Führungsrolle anstreben

Heute ist das nicht mehr automatisch erstrebenswert. Laut der Deloitte-Studie 2023 geben nur noch 39 % der Gen Z an, Karriere als besonders wichtig zu empfinden. Bei den Millennials sind es 47 % – auch hier ist der klassische Aufstieg nicht mehr das Maß aller Dinge. Was zählt, ist Flexibilität, Sinnhaftigkeit und ein selbstbestimmter Lebensstil.

Der Karrierebegriff im Wandel – was sich wirklich verändert hat

Gründe für den Wandel:

  • Gesellschaftlicher Druck führt zu Erschöpfung und Rückzug

  • Burnout-Erfahrungen im direkten Umfeld beeinflussen die Jobwahl

  • Wertewandel: Zeit, Freiheit und psychische Gesundheit werden wichtiger als Status

  • Job-Sicherheit hat sich verändert – lebenslange Loyalität zum Unternehmen ist kein Ziel mehr


Work-Life-Balance statt Dauerstress

Eine der Hauptbewegungen hinter der Abkehr vom klassischen Karrieredenken ist die Fokussierung auf das eigene Wohlbefinden. Statt 60-Stunden-Wochen und Dauerstress wünschen sich viele:

  • Flexible Arbeitszeiten

  • Homeoffice oder Remote Work

  • Zeit für Familie, Freund:innen und Hobbys

  • Mentale Gesundheit im Fokus

Laut einer Studie von Deloitte aus dem Jahr 2023 geben 46 % der Gen Z und 39 % der Millennials an, unter Stress und Angst im Job zu leiden – und das regelmäßig. Es überrascht also nicht, dass der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance nicht mit Faulheit, sondern mit klarem Selbstschutz zu tun hat.


„Ich will arbeiten – aber nicht auf Kosten meines Lebens“

Wenn eine Beförderung die persönlichen Beziehungen beeinträchtigt und das Zeitmanagement drastisch verändert, sollten die Leute die Beförderung ablehnen. Schließlich arbeiten wir, um zu leben, und nicht umgekehrt.“ – Emma 

Das ist keine Ausrede, sondern ein bewusst gewählter Weg. Der Wunsch, ein erfülltes Leben zu führen, ist kein Zeichen mangelnden Engagements, sondern eine neue Form von Selbstverantwortung.


Neue Vorstellungen von Erfolg – fernab von Titeln und Gehalt

Was bedeutet heute eigentlich „Erfolg“? Für viele ist das nicht mehr der dicke Firmenwagen oder der eigene Schreibtisch mit Aussicht, sondern:

  • Ein Job, der Sinn macht

  • Arbeiten in einem diversen, offenen Umfeld

  • Genug Freizeit zur freien Gestaltung

  • Stabilität, ohne sich kaputt zu arbeiten

  • Projektbasiertes Arbeiten oder mehrere Einkommensquellen

Diese Form der Selbstverwirklichung ist oft schwer greifbar für ältere Generationen – aber nicht weniger ambitioniert.

Lieber senke ich den Lebensstandard, als vierzig Stunden zu arbeiten“ – Anonym


Kein Bock auf Karriere? Oder doch nur auf diese Karriere?

Ein wichtiger Punkt: Viele haben nicht generell „kein Bock auf Karriere“ – sie haben nur keinen Bock auf das, was bisher darunter verstanden wurde. Und das ist ein Unterschied.

Was oft wirklich gemeint ist:

  • Keine Lust auf starre Hierarchien

  • Keine Lust auf toxische Unternehmenskulturen

  • Keine Lust auf „Karriere um jeden Preis“

  • Keine Lust auf 9-to-5 ohne Sinn und Perspektive


Fachlaufbahn statt Führung? Ja, bitte!

Viele Unternehmen setzen Karriere mit Führung gleich. Aber nicht jede:r will oder sollte führen. Laut einer StepStone-Umfrage aus 2022 wünschen sich 57 % der Befragten alternative Karrieremodelle, wie Fachlaufbahnen oder projektbasierte Rollen. Gerade in der Tech-, Kreativ- und Medienbranche wird Expertise immer wichtiger – auch ohne Personalverantwortung.


Die Angst vor der Lücke: Warum es trotzdem Mut braucht

Sich gegen den klassischen Karriereweg zu entscheiden, braucht Mut – denn die Gesellschaft hat dazu noch keine einheitliche Haltung. Es gibt immer noch diese leisen Vorwürfe:

  • „Aber du hast doch so viel Potenzial…“

  • „Du könntest doch viel mehr erreichen…“

  • „Du willst dich wohl nicht festlegen?“

Doch genau darin liegt das Problem: Erfolg wird oft von außen bewertet – statt von innen gespürt.


Was Unternehmen daraus lernen können

Wer junge Talente halten will, sollte Karrierepfade neu denken. Dazu gehören:

  • Transparente Entwicklungsmöglichkeiten, auch ohne Führungsambitionen

  • Zeitgemäße Benefits wie Sabbaticals, Weiterbildung und flexible Modelle

  • Anerkennung von Lebensphasen – nicht jede:r will oder kann immer 120 % geben

  • Verständnis für Purpose-getriebene Entscheidungen statt klassischer KPIs


Fazit: Karriere ist kein Ziel, sondern eine Entscheidung

Der Rückzug vom Karrierepfad ist kein Zeichen von Bequemlichkeit – sondern eine Reaktion auf veränderte Lebensrealitäten, neue Werte und die Suche nach echter Erfüllung. Die Idee, dass man nur etwas „aus sich macht“, wenn man aufsteigt, ist überholt.

Wer bewusst auf Karriere verzichtet, trifft oft eine mutigere Entscheidung als viele denken. Es geht nicht darum, nichts zu erreichen – sondern darum, das Richtige zu erreichen. Für sich selbst.

Und genau hier beginnt die neue Arbeitswelt: Nicht mit einem Karriereplan, sondern mit der ehrlichen Frage – was macht mich eigentlich zufrieden?

Denn letztlich ist Erfolg nicht, was andere in einem sehen – sondern was man selbst darin fühlt.


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