Dein Handy klingelt: Kita ruft an. Dein Kind hat Fieber – und du musst sofort los. Der Chef schaut skeptisch, während du deine Sachen packst. In deinem Kopf nur eine Frage: „Muss ich mir jetzt Urlaub nehmen oder gibt es eigentlich Sonderurlaub für Eltern?“
Genau an diesem Punkt landen viele junge Berufseinsteiger:innen, die frisch Eltern geworden sind. Zwischen Job, Kinderarzt und Kita-Schließzeiten stellt sich schnell die Frage: Welche rechtlichen Ansprüche gibt es eigentlich? Und wie kannst du als Mama oder Papa deinen Alltag im Job meistern, ohne jedes Mal dein ganzes Urlaubskonto zu opfern?
Was bedeutet „Sonderurlaub“ eigentlich?
Sonderurlaub heißt: Du bekommst frei von der Arbeit aus einem besonderen Grund – manchmal bezahlt, manchmal unbezahlt. Für Eltern ist das besonders wichtig, weil das Leben mit Kind unberechenbar ist: Krankheiten, Einschulung, Umzüge oder Betreuungsausfälle.
Typische Fälle sind z. B.:
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Krankheit des Kindes
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Geburt eines Kindes
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Betreuungsausfall (z. B. Kita geschlossen)
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Arzttermine, die sich nicht verschieben lassen
Gesetzliche Grundlage: BGB § 616 und Pflegezeitgesetz
Das Wichtigste vorweg: Es gibt kein einheitliches „Eltern-Sonderurlaubsgesetz“. Aber es gibt Regelungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und im Pflegezeitgesetz, die greifen können:
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§ 616 BGB: Kurzzeitige Arbeitsverhinderung, z. B. wenn dein Kind krank ist. Arbeitgeber müssen dich dann freistellen – ob bezahlt, hängt vom Vertrag ab.
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Pflegezeitgesetz: Regelt Freistellungen, wenn du Angehörige pflegen musst – gilt also auch für Kinder.
Sonderurlaub für Eltern: Krankheit des Kindes
Die wohl häufigste Situation: Dein Kind ist krank.
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Gesetzlich kriegst du Anspruch auf Kinderkrankengeld über die Krankenkasse.
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Pro Jahr stehen dir (Stand 2024):
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30 Tage pro Kind zu (für Alleinerziehende 60).
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Max. 65 Tage insgesamt (Alleinerziehende 130).
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Der Arbeitgeber zahlt in dieser Zeit nicht dein Gehalt, sondern du bekommst ca. 90 % deines Nettoverdienstes von der Krankenkasse.
Praxis-Tipp: Reiche sofort eine ärztliche Bescheinigung („Kind-krank-Zettel“) bei deiner Firma ein – sonst riskierst du Ärger.
Sonderurlaub bei Geburt eines Kindes
Viele Arbeitgeber gewähren Vätern zur Geburt 1–2 Tage bezahlten Sonderurlaub. Das ist aber kein gesetzlicher Anspruch, sondern oft im Tarifvertrag oder Arbeitsvertrag geregelt.
Beispiel: Im öffentlichen Dienst (TVöD) gibt es für die Geburt eines Kindes einen Tag Sonderurlaub.
Praxis-Tipp: Frag schon vor der Geburt nach, was in deinem Vertrag oder Tarifvertrag dazu steht.
Sonderurlaub bei Kita- oder Betreuungsproblemen
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Kita macht plötzlich Ferien oder fällt wegen Streik aus?
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Gesetzlich gibt es dafür keinen festen Anspruch auf bezahlten Sonderurlaub.
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Viele Firmen sind aber kulant, wenn du Homeoffice machst oder Überstunden abbauen kannst.
Praxis-Tipp: Kläre solche Szenarien früh mit deinem Arbeitgeber. Manche Firmen bieten inzwischen Eltern-Support-Programme, etwa Notfall-Babysitter oder Kooperationen mit Betreuungseinrichtungen.
Sonderurlaub bei besonderen Anlässen
Auch das kann für Eltern relevant sein:
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Umzug: 1–2 Tage Sonderurlaub sind oft möglich (steht im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag).
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Einschulung: Manche Arbeitgeber gewähren Sonderurlaub – gesetzlich gibt’s keinen Anspruch.
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Trauerfall in der Familie: Gesetzlich möglich, Details stehen im Vertrag oder Tarifvertrag.
Unterschied: Sonderurlaub bezahlt oder unbezahlt?
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Bezahlt: Nur, wenn es ausdrücklich im Vertrag/Tarif steht oder § 616 BGB nicht ausgeschlossen wurde.
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Unbezahlt: Oft der Standard, gerade wenn du mehrere Tage ausfällst. Dann springt ggf. Krankenkasse oder Elterngeld ein.
Praxis-Tipps für Eltern im Job
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Arbeitsvertrag checken
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Schau nach Klauseln zu Sonderurlaub, Kinderkrankentagen oder Tarifregelungen.
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Offen mit Chef sprechen
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Erkläre, warum du Sonderurlaub brauchst. Sachlich bleiben – viele Chefs reagieren positiv, wenn du transparent bist.
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Organisation im Team
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Übergib Aufgaben rechtzeitig, hinterlasse To-do-Listen oder Vertretungsinfos.
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Notfallplan entwickeln
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Überlege, wen du anrufen kannst (Großeltern, Babysitter). Das entlastet dich und dein Team.
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Für wen ist Sonderurlaub besonders wichtig?
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Frischgebackene Eltern nach dem Studium: Oft unsicher, wie sie Job & Kind unter einen Hut bekommen.
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Alleinerziehende: Sie haben doppelte Verantwortung und profitieren besonders von Kinderkrankentagen.
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Berufseinsteiger:innen in kleinen Firmen: Hier fehlen oft klare Regelungen – umso wichtiger ist es, Bescheid zu wissen.
Fazit: Sonderurlaub ist deine Rettungsleine im Eltern-Alltag
1. Sonderurlaub ist mehr als ein „Nice-to-have“.
Für Eltern ist er oft die einzige Möglichkeit, Familie und Job kurzfristig zu vereinbaren. Ob bei Krankheit, Geburt oder Kita-Ausfall – Sonderurlaub gibt dir den rechtlichen Rahmen, nicht alles mit deinem Erholungsurlaub abdecken zu müssen.
2. Informiere dich rechtzeitig.
Die Regeln sind ein Flickenteppich aus BGB, Tarifverträgen und internen Firmenregelungen. Wer seinen Arbeitsvertrag kennt, hat im Ernstfall die besseren Karten.
3. Kommunikation ist alles.
Sprich mit deinem Arbeitgeber offen über deine Situation. Viele Firmen sind bereit, flexible Lösungen zu finden – gerade weil sie wissen: Junge Talente mit Kindern bleiben nur in Unternehmen, die Verständnis zeigen.
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