Weiterbildung im Alter? Leider stehen viele Unternehmen diesem Thema eher negativ gegenüber:
In deinem Alter investieren wir nicht mehr in Weiterbildung.
Diese Abfuhr erhielt eine 57-jährige, engagierte Mitarbeiterin, die nach einer Fortbildung fragte. Trotz ihres großen Erfahrungsschatzes und dem Wunsch, die nächsten Jahre aktiv mitzugestalten, blieb die Weiterbildung aus. Warum sehen Unternehmen Weiterbildung oft nur als Privileg der Jüngeren? Gerade in einer Zeit, in der Fachkräfte knapp sind und die Belegschaft immer älter wird, ist eine solche Einstellung nicht nur kurzsichtig, sondern auch kontraproduktiv.
Der Wert älterer Mitarbeitender
Ältere Mitarbeitende bringen eine Fülle an Wissen und Erfahrung mit, die für das Unternehmen von großem Wert sind. Sie verfügen oft über tiefe Kenntnisse der internen Abläufe und eine natürliche Fähigkeit, jüngere Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen und anzuleiten. Sie wollen ihr Wissen auch weiterentwickeln, denn moderne Arbeitsweisen und Digitalisierung betreffen jeden – unabhängig vom Alter.
Diese Weiterentwicklungsbereitschaft sollte ein Unternehmen nicht nur schätzen, sondern aktiv fördern. Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel machen deutlich, dass wir uns auf eine Belegschaft stützen müssen, die geistig und fachlich fit bleibt. Weiterbildung für ältere Mitarbeitende ist daher eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Die Bedeutung des lebenslangen Lernens
Lebenslanges Lernen ist in der modernen Arbeitswelt unerlässlich. Es bietet nicht nur Vorteile für die Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten, sondern sichert auch langfristig ihre Beschäftigungsfähigkeit. Seit den 1970er Jahren wird der Begriff „lebenslanges Lernen“ verwendet, um die Notwendigkeit kontinuierlicher Weiterbildung angesichts technologischer Veränderungen und Globalisierung zu unterstreichen. Mit dem Eintritt der Generation 50+ in den Arbeitsmarkt und ihrer Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, hat der Begriff neue Bedeutung gewonnen.
Weiterbildungsbedarf: Berufsbilder im Wandel
In vielen Branchen ändern sich die Anforderungen kontinuierlich. Der Fortschrittsreport des Bundesarbeitsministeriums zur altersgerechten Arbeitswelt zeigt, dass besonders folgende Fähigkeiten gefragt sind:
- Technisches Wissen: Heizungsmonteure müssen heute digitale Steuerungssysteme bedienen können.
- Medizinische Technikkompetenz: Pflegekräfte müssen moderne Medizintechnik nutzen und verstehen.
- Digitale Kompetenz: Lehrer benötigen umfassende Kenntnisse in digitalen Medien, um Schülern auf Augenhöhe begegnen zu können.
Herausforderungen und Bedenken
Trotz der Vorteile gibt es für ältere Mitarbeitende auch Herausforderungen bei der Weiterbildung. Diese umfassen Zeitmanagement, Kosten und technische Hürden:
- Zeitmanagement: Ältere Mitarbeitende haben oft familiäre Verpflichtungen, sei es die Betreuung von Enkeln oder die Pflege von Angehörigen.
- Finanzielle Belastungen: Seminare und Kurse können teuer sein, und nicht alle Arbeitgeber unterstützen ihre älteren Mitarbeitenden finanziell.
- Digitale Barrieren: Der Umgang mit digitalen Lernmethoden ist für viele Neuland, und ältere Mitarbeitende brauchen möglicherweise zusätzliche Unterstützung.
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Altersgerechte Weiterbildung in Unternehmen
Hier haben vor allem Unternehmen eine tragende Rolle, den Lernprozess so zugänglich wie möglich zu gestalten. Neben internen Schulungen können Betriebe individuell zugeschnittene Programme anbieten, die sowohl das Lerntempo als auch die Lernmethoden der älteren Mitarbeitenden berücksichtigen. Reverse-Mentoring, bei dem ältere und jüngere Beschäftigte voneinander lernen, ist ein weiteres wertvolles Mittel, um den Generationenunterschied zu überbrücken und ein ausgewogenes Lernumfeld zu schaffen.
Praxisbeispiel: Die Randstad Akademie
Die Randstad Akademie setzt auf digitale Lernplattformen wie Viona und bietet ein breites eLearning-Programm. „Im Mittelpunkt unserer Unternehmungen steht immer der Mensch mit seinem individuellen Werdegang und seinen ganz persönlichen Zukunftswünschen,“ erklärt Christoph Kahlenberg, Leiter der Akademie.
Vorteile der Weiterbildung im Alter
Die Teilnahme an Fortbildungsprogrammen bietet älteren Mitarbeitenden weitreichende Chancen:
- Anpassung an die Digitalisierung: Durch kontinuierliche Weiterbildung bleiben die Fähigkeiten der Mitarbeitenden aktuell und wertvoll für das Unternehmen.
- Motivation und Produktivität: Fortbildungen stärken das Selbstvertrauen, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit führt.
- Demenzprävention: Geistige Aktivität ist eine Form der Vorsorge und kann Erkrankungen wie Demenz vorbeugen.
- Positive Karriereperspektiven: Auch in späteren Jahren ist es möglich, sich für eine höhere Position im Unternehmen zu qualifizieren und damit das eigene Potenzial voll auszuschöpfen.
Finanzierungsmöglichkeiten und Unterstützung für ältere Mitarbeitende
Für die Finanzierung der Weiterbildung stehen mehrere Optionen zur Verfügung, die speziell für ältere Mitarbeitende attraktiv sein können:
- Staatliche Förderung: Programme wie das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz bieten finanzielle Unterstützung unabhängig vom Alter.
- Bildungsurlaub: Spezieller Freistellungsurlaub für Weiterbildung ermöglicht es Mitarbeitenden, neue Qualifikationen zu erwerben.
- Unternehmensinterne Unterstützung: Viele Unternehmen bieten interne Schulungen an oder gewähren Zuschüsse.
- Steuerliche Vorteile: Weiterbildungskosten lassen sich in der Steuererklärung als Werbungskosten absetzen.
Fazit: Weiterbildung für jedes Alter
Die Weiterbildungsbeteiligung von Mitarbeitenden über 50 hat sich laut Fortschrittsreport des Bundesarbeitsministeriums in den letzten Jahrzehnten vervierfacht. Doch während Großunternehmen zunehmend auch ihre älteren Beschäftigten fördern, fehlt es in kleinen und mittelständischen Unternehmen oft noch an spezifischen Angeboten. Hier ist es an der Zeit, umzudenken und die Chancen der „Weiterbildung 50+“ zu erkennen.
Investitionen in ältere Mitarbeitende sind nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern tragen zur Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung des Unternehmens bei. Durch Weiterbildung bleiben sie produktiv, kreativ und motiviert – eine Win-win-Situation für Mitarbeitende und Arbeitgeber gleichermaßen.
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