Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern ein zentrales Element unternehmerischer Verantwortung. Unternehmen, die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit ernst nehmen, profitieren nicht nur von einem besseren Image, sondern auch von loyalen Mitarbeitenden und einem Wettbewerbsvorteil im Kampf um Talente. Besonders der HR-Bereich spielt eine Schlüsselrolle – doch nachhaltiges Personalmanagement steckt in vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen.
Warum Nachhaltigkeit im HR-Bereich wichtig ist
Nachhaltiges Personalmanagement – auch Green HRM (Green Human Resource Management) genannt – geht über den klassischen Umweltschutz hinaus. GHRM umfasst alle personalbezogenen Maßnahmen, die darauf abzielen, umweltfreundliches Verhalten innerhalb eines Unternehmens zu fördern. Ziel ist es, einen nachhaltigen, ressourcenschonenden und sozial verantwortlichen Arbeitsplatz zu schaffen.
Konkret bedeutet das: Recruiting, Personalentwicklung, Employer Branding und Unternehmenswerte werden mit den Umweltzielen des Unternehmens verknüpft – also eine Art „ökologisches Personalmanagement“. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie:
- Attraktiver für Fachkräfte sind: 40 % der Arbeitnehmenden betrachten Nachhaltigkeit als entscheidenden Faktor bei der Jobwahl.
- Weniger Probleme bei der Personalgewinnung haben: Ökologisch engagierte Unternehmen verzeichnen geringere Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen.
- Wirtschaftlich profitieren: Investoren setzen zunehmend auf nachhaltige Geschäftsmodelle, und auch Kunden bevorzugen Unternehmen mit klaren ESG-Zielen (Environmental, Social, Governance).
- eine aktuelle Befragung der Königssteiner Gruppe ergibt:
- Fast zwei Drittel der Befragten legen Wert darauf, wie ihr Arbeitgeber zu Umweltfragen steht.
- Junge Beschäftigte (18–29 Jahre) sehen Unternehmen in Deutschland in Sachen Klimapolitik als eher schwach aufgestellt.
- Über 50 % nennen eine klare Haltung zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit als eines der Top-3-Kriterien bei einem Jobwechsel.
Green HRM in der Praxis
Wie können Unternehmen Green HRM konkret umsetzen? Nachhaltige Personalarbeit beginnt bei kleinen Veränderungen im Alltag und reicht bis hin zu umfassenden strategischen Maßnahmen.
Ökologische Nachhaltigkeit im HR-Bereich:
- Einführung von papierlosen Büros und digitalen Personalakten
- Förderung von Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten zur Reduktion von Pendelverkehr
- Dienstfahrräder und ÖPNV-Zuschüsse als Alternative zum Firmenwagen
- Umstellung auf einen nachhaltigen Fuhrpark mit Elektro- oder Hybridautos
- Verzicht auf Einwegwerbemittel bei Recruiting-Events
- Integration ökologischer Kriterien in die Lieferkette und Personalbeschaffung
Soziale Nachhaltigkeit: Verantwortung für Mitarbeitende übernehmen
- Faire Entlohnung und gleiche Chancen (Pay Equity, Living Wage)
- Gesundheitsförderung durch Präventionsprogramme und ergonomische Arbeitsplätze
- Weiterbildungsmöglichkeiten und Karriereförderung für langfristige Entwicklung
- Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) aktiv fördern
- Nachhaltige Altersvorsorge und soziale Absicherung ausbauen
- Beteiligung an sozialen Projekten zur Stärkung des gesellschaftlichen Engagements
Greenwashing vermeiden: Glaubwürdigkeit zählt
Ein entscheidender Punkt bei Green HRM ist die Authentizität. Mitarbeitende und Bewerbende durchschauen schnell, ob Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie ernst meinen oder nur für Marketingzwecke nutzen. Greenwashing – also das Vortäuschen von Nachhaltigkeit ohne substanzielle Maßnahmen – kann dem Unternehmensimage schaden.
Woran erkennt man echtes nachhaltiges Personalmanagement?
- Langfristige Strategien statt kurzfristiger Imagekampagnen
- Verankerung von ESG-Zielen in der Unternehmenskultur und HR-Strategie
- Transparente Kommunikation über nachhaltige Maßnahmen
- Einbindung der Mitarbeitenden in nachhaltige Initiativen
ESG steht für Environmental, Social, Governance und bezeichnet Kriterien zur Bewertung der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen.
- Environmental (Umwelt): Maßnahmen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes, nachhaltige Ressourcennutzung, umweltfreundliche Produktionsprozesse, Klimaschutzstrategien
- Social (Soziales): Arbeitnehmerrechte, Diversität & Inklusion, faire Löhne, Arbeitssicherheit, gesellschaftliches Engagement
- Governance (Unternehmensführung): Transparente Entscheidungsstrukturen, ethische Unternehmensführung, Korruptionsbekämpfung, Compliance
ESG-Kriterien werden zunehmend von Investoren, Konsumenten und Mitarbeitenden als Maßstab für verantwortungsbewusstes unternehmerisches Handeln genutzt.
Nachhaltigkeit als Kernpriorität für Unternehmen und HR
Die Bedeutung von ESG-Kriterien für Unternehmen wächst stetig – und mit ihr die Verantwortung der HR-Abteilungen. Nachhaltiges Personalmanagement ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen.
- 75 % der Unternehmen sehen ESG bereits als Kernpriorität ihres Handelns.
- Dennoch integrieren nur 20 % ESG-Ziele in die Führungskräftebewertung.
- Nur 1 % der Unternehmen nutzt ökologische Kriterien aktiv im Recruiting.
Diese Zahlen verdeutlichen: HR muss von einer reaktiven zu einer aktiven Rolle übergehen. Es reicht nicht, Nachhaltigkeit als Trend zu betrachten – sie muss als strategischer Leitfaden in alle HR-Prozesse integriert werden.
Fazit: HR als Treiber einer nachhaltigen Unternehmenskultur
HR ist weit mehr als nur eine administrative Funktion – es hat die Möglichkeit, echte Veränderung voranzutreiben. Ob durch klimafreundliche Arbeitsmodelle, faire Arbeitsbedingungen oder soziale Verantwortung – Green HRM ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft.
Wer Green HRM strategisch umsetzt, kann nicht nur das Employer Branding stärken, sondern auch langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern. Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have, sondern ein Must-have – und HR spielt dabei eine entscheidende Rolle.
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