Vaterschaftsurlaub: Das gilt für Arbeitgeber in Deutschland

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Vaterschaftsurlaub: Das gilt für Arbeitgeber in Deutschland

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Kann ich eigentlich als frisch gebackener Vater Vaterschaftsurlaub nehmen? Dein Kind ist gerade ein paar Tage alt, und du fragst dich: „Wie geht es jetzt weiter mit der Arbeit? Kann ich mir Zeit für meine Familie nehmen? Habe ich einen Anspruch auf Zeit mit meinem KInd – und wenn ja, wie lange?“

Und wenn du auf der Arbeitgeberseite sitzt, stellst du dir vielleicht die andere Frage: „Was bedeutet das für mein Unternehmen, wenn ein Mitarbeiter Urlaub als Vater nimmt? Muss ich die Lohnfortzahlung übernehmen? Wie plane ich die Vertretung?“

Genau hier setzt dieser Artikel an. Wir schauen uns an, was Vaterschaftsurlaub in Deutschland aktuell bedeutet, welche Rechte Väter haben, welche Pflichten Arbeitgeber – und wie man das Ganze so organisiert, dass alle Seiten profitieren.


Vaterschaftsurlaub: Der aktuelle Stand

In Deutschland gibt es offiziell noch keinen gesetzlich verankerten Urlaub für Väter, wie es ihn etwa in Frankreich oder Spanien gibt. Stattdessen greifen aktuell diese Modelle:

  1. Mutterschutz & Vaterschaftsfreistellung

    • Direkt nach der Geburt haben Väter Anspruch auf einen Tag Sonderurlaub (oft über Tarifverträge oder Kulanz geregelt).

    • Gesetzlich gibt es bisher nur das Elternzeitmodell.

  2. Elternzeit

    • Bis zu drei Jahre pro Kind möglich.

    • Beide Elternteile können gleichzeitig oder nacheinander Elternzeit nehmen.

    • Kündigungsschutz gilt während der gesamten Elternzeit.

  3. Elterngeld

    • Staatliche Unterstützung für Eltern, die in Elternzeit gehen.

    • Höhe: 65–100 % des vorherigen Nettoeinkommens (gedeckelt).

Aber: Ab 2026 soll ein gesetzlich verankerter Vaterschaftsurlaub von 2 Wochen direkt nach der Geburt eingeführt werden. Grundlage für das neue Gesetz bildet die EU-Richtlinie 2019/1158 aus dem Jahr 2019 zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Diese hätte in Deutschland eigentlich schon bis Sommer 2022 umgesetzt werden sollen und verpflichtet alle Mitgliedsstaaten Vätern oder gleichgestellten zweiten Elternteilen einen bezahlten Urlaub von mindestens zehn Tagen zu gewähren.
Wegen der Versäumnis Deutschlands hat die Europäische Kommission bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet.

👉 Für Arbeitgeber bedeutet das: Es lohnt sich, sich jetzt schon darauf vorzubereiten.

Vaterschaftsurlaub: Das gilt für Arbeitgeber in Deutschland


Wie Arbeitgeber aktuell handeln sollten

Auch ohne gesetzliche Regelung können Unternehmen flexible Lösungen anbieten:

  • Sonderurlaub: Manche Arbeitgeber gewähren freiwillig mehrere Tage nach der Geburt.

  • Gleitzeit / Homeoffice: Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt Gold wert.

  • Kurzfristige Elternzeit: Väter können auch nur wenige Wochen Elternzeit direkt nach der Geburt nehmen.


Unterschiede zur Elternzeit

  • Elternzeit: Längerfristig, bis zu drei Jahre, mit Kündigungsschutz.

  • Vaterschaftsurlaub (zukünftig): Kurzfristig, direkt nach der Geburt, unabhängig von Elternzeit.

Das Ziel: Väter sollen von Anfang an präsent sein – und nicht erst nach einigen Monaten.


Was Arbeitgeber konkret wissen müssen

1. Anspruch und Dauer

  • Ab 2026: 14 Tage Vaterschaftsurlaub verpflichtend.

  • Arbeitgeber müssen diese Zeit gewähren, können sie also nicht verweigern.

2. Finanzierung

  • Voraussichtlich analog zum Mutterschutz: Kosten werden über Umlagen ausgeglichen (hier herrscht allerdings noch Uneinigkeit)

  • Bedeutet: Arbeitgeber werden finanziell entlastet.

3. Vertretung

  • Wichtig: Frühzeitig planen, wie Aufgaben verteilt werden.

  • In kleinen Betrieben kann das eine Herausforderung sein – hier helfen Übergaben und flexible Lösungen.

4. Unternehmenskultur

  • Firmen, die Väter unterstützen, gelten als familienfreundlich – ein riesiger Pluspunkt im Employer Branding.


Praxis-Tipps für Arbeitgeber

  • Checkt eure Verträge: Stehen schon Regelungen zu Sonderurlaub drin?

  • Baut interne Leitlinien auf: So wissen alle, wie man den Urlaub als Vater beantragt.

  • Kommuniziert offen: Je klarer die Regeln, desto weniger Missverständnisse.

  • Unterstützt proaktiv: Signalisiert, dass ihr Väter nicht als „Last“, sondern als Teil einer modernen Arbeitswelt seht.


Praxis-Tipps für Arbeitnehmer (Väter)

  • Informier deinen Arbeitgeber frühzeitig: Auch wenn das Kind nicht planbar ist, solltest du vorab klären, welche Modelle möglich sind.

  • Kombiniere Modelle: Erst Urlaub, dann Elternzeit – so sicherst du dir intensive Familienzeit.

  • Kenn deine Rechte: Ab 2026 hast du ein gesetzlich abgesichertes Recht.

  • Nutze die Zeit bewusst: Die ersten Tage sind einmalig – schalte wirklich vom Job ab.


Internationale Beispiele

  • Frankreich: 28 Tage Urlaub, bezahlt.

  • Spanien: 16 Wochen, gleichgestellt mit Mutterschutz.

  • Schweden: Eltern teilen sich 480 Tage.

👉 Deutschland liegt hier bisher zurück, holt aber auf.


Typische Missverständnisse

  • „Väter dürfen nicht frei nehmen.“
    → Falsch: Über Elternzeit geht es schon jetzt.

  • „Arbeitgeber zahlen das aus eigener Tasche.“
    → Falsch: Umlagen und staatliche Unterstützung entlasten die Firmen.

  • „Das gilt nur für große Unternehmen.“
    → Nein, der Anspruch gilt für alle – unabhängig von Betriebsgröße.


Für wen ist Vaterschaftsurlaub besonders wichtig?

  • Junge Familien ohne großes Netzwerk – Väter sind in den ersten Tagen unverzichtbar.

  • Paare, die gleichberechtigt erziehen wollen – frühe Einbindung der Väter macht einen Unterschied.

  • Unternehmen mit Fachkräftemangel – Urlaub für Väter ist ein Argument für Bewerber.


Fallbeispiele aus der Praxis

Beispiel 1: Mittelständisches Unternehmen

Ein Produktionsbetrieb gewährt Vätern drei Tage Sonderurlaub. Fazit: Kaum organisatorische Probleme, aber große Dankbarkeit der Mitarbeitenden.

Beispiel 2: Konzern

International aufgestellt – übernimmt das Modell aus Schweden und gibt Vätern freiwillig vier Wochen frei. Ergebnis: Employer Branding steigt deutlich.

Beispiel 3: Start-up

Arbeitet mit Remote-Modellen. Väter können flexibel Homeoffice machen, bevor die gesetzlichen Regelungen greifen.


Fazit

Urlaub für Väter ist in Deutschland gerade im Wandel. Zwar gibt es ihn aktuell noch nicht offiziell, aber die Reform ab 2026 bringt klare Rechte für Väter – und klare Pflichten für Arbeitgeber.

  1. Für Arbeitgeber: Wer jetzt schon proaktive Modelle anbietet, punktet bei Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität. Es ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in zufriedene, loyale Mitarbeitende.

  2. Für Väter: Nutze deine Rechte. Du musst dich nicht entscheiden zwischen Job und Familie – beides geht, wenn du früh genug mit deinem Arbeitgeber sprichst.

  3. Für die Gesellschaft: Urlaub für Väter ist ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Es geht darum, dass Väter von Anfang an präsent sind – und Kinder beide Elternteile gleich stark erleben.

Am Ende gilt: Ob Startup oder Konzern, ob Handwerksbetrieb oder globaler Player – Urlaub für Väter ist ein Gewinn für alle Seiten. Arbeitgeber zeigen moderne Haltung, Väter sind für ihre Familien da, und Kinder profitieren von mehr Nähe.


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