Zwischen Auszeit und Aufbruch: Das Gap Year

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Zwischen Auszeit und Aufbruch: Das Gap Year

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Was tun, wenn nach dem Abi oder dem Abschluss nicht sofort der perfekte Plan bereitsteht? Ein Jahr im Ausland, Freiwilligenarbeit oder einfach mal durchatmen? Viele entscheiden sich heute bewusst für ein sogenanntes Gap Year. Aber ist das wirklich eine gute Idee oder eher eine Lücke im Lebenslauf?


Was ist ein Gap Year eigentlich?

Ein Gap Year – wörtlich übersetzt „Lückenjahr“ – stammt ursprünglich aus dem angloamerikanischen Raum und beschreibt eine bewusst gewählte Auszeit zwischen zwei Bildungs- oder Lebensphasen, wie etwa zwischen Schule und Studium oder zwischen Studium und dem ersten Job. Doch anders als der Begriff „Lücke“ vermuten lässt, geht es nicht ums Nichtstun. Ganz im Gegenteil: Ein Gap Year dient der Orientierung, der persönlichen Weiterentwicklung oder auch dem Engagement für gesellschaftlich relevante Themen.

Für viele ist es eine Möglichkeit, Abstand vom Leistungsdruck zu gewinnen, neue Perspektiven kennenzulernen und sich außerhalb des klassischen Bildungsweges auszuprobieren. Das kann durch Reisen, Freiwilligenarbeit, Praktika oder kreative Projekte geschehen – je nachdem, was die individuellen Interessen und Ressourcen erlauben.

In einer Zeit, in der Lebensläufe nicht mehr lückenlos und gradlinig sein müssen, sondern Authentizität und Persönlichkeitsentwicklung zählen, gewinnt das Gap Year zunehmend an Bedeutung. Gerade für junge Menschen, die sich nach dem Schulstress oder dem akademischen Hamsterrad neu sortieren wollen, kann diese bewusste Auszeit ein echter Gewinn sein – sowohl persönlich als auch beruflich.

Zwischen Auszeit und Aufbruch: Das Gap Year


Warum immer mehr junge Menschen eine Auszeit einplanen:

  • Orientierungslosigkeit nach Schule oder Studium
  • Wunsch nach Sinn, nicht nur Karriere
  • Burnout-Prävention: Schule und Studium oft extrem leistungsorientiert
  • Gesellschaftlicher Druck sinkt: Lebensläufe müssen nicht mehr lückenlos sein

Wie finde ich das Passende für mich?

Die Entscheidung ist nur der erste Schritt – der zweite ist die richtige Ausgestaltung. Diese Fragen helfen bei der Orientierung:

  • Was will ich mit dem Jahr erreichen? Orientierung? Auslandserfahrung? Soziales Engagement?
  • Wie lange soll das Gap Year dauern? Ein paar Monate oder ein ganzes Jahr?
  • Was kann und will ich mir leisten? Budget, Förderungen, Verdienstmöglichkeiten?
  • Will ich reisen oder lieber an einem festen Ort bleiben?

Tipp: Nutze Portale wie rausvonzuhaus.de (IJAB), weltwaerts.de, stepin.de oder travelworks.de, um Programme zu vergleichen. Viele bieten Beratung oder Erfahrungsberichte.


Die beliebtesten Optionen:

  • Work & Travel (z. B. Australien, Neuseeland, Kanada)
  • Freiwilligenarbeit (z. B. im Ausland oder Inland)
  • Praktika & Orientierungsjahre
  • Reisen & Selbstfindung
    • Eigene Interessen und Werte reflektieren
    • Auszeit vom Leistungsdruck
    • Klassische Reiseformen: Interrail, Backpacking, Vanlife
    • Inspiration: abenteuerwege.de, flocutus.de

Vorteile:

  • Selbstbewusstsein stärken
  • Interkulturelle Kompetenzen erwerben
  • Eigenständigkeit und Organisation trainieren
  • Berufliche Orientierung gewinnen
  • Im Lebenslauf positiv darstellbar (z. B. unter „Persönliches Engagement“)


Was bei der Planung wichtig ist:

  • Klare Ziele setzen: Orientierung, Reisen, soziales Engagement?
  • Finanzierung klären (Sparen, Nebenjobs, Stipendien wie IJFD, weltwaerts, Erasmus+)
  • Rechtzeitig informieren und bewerben (z. B. Programme mit Fristen)
  • Auslandskrankenversicherung, Visa, Impfungen beachten

Welche kritischen Aspekte gibt es?

  • Nicht jede:r kann es sich leisten
  • Gefahr der „Verzettelung“ ohne Plan
  • Manche Arbeitgeber werten es als Unentschlossenheit

Studien und Zahlen:

  • Laut einer Umfrage von statista (2023) planen 18 % der Schulabgänger:innen ein Pausenjahr
  • Eine Studie der Universität Bielefeld (2022) zeigt: 74 % der Gap Year-Teilnehmenden berichten von positiver persönlicher Entwicklung
  • Der Deutsche Freiwilligendienst zählte 2023 über 90.000 Bewerbungen

Fazit: Machen oder lassen?

Ein Gap Year ist kein Zeichen von Orientierungslosigkeit, sondern oft der erste selbstbestimmte Schritt in die eigene Zukunft. Wer sich bewusst dafür entscheidet, profitiert nicht nur persönlich, sondern auch beruflich.

Wichtig ist, die Zeit sinnvoll zu nutzen und nicht als Lücke, sondern als Chance zu sehen. Ob Freiwilligendienst, Work & Travel oder Praktikum – ein Pausenjahr kann helfen, Klarheit zu gewinnen und neue Wege zu entdecken.

Wer plant, sollte frühzeitig starten, sich gut informieren und realistische Ziele setzen. Hilfreiche Informationsportale und Erfahrungsberichte machen den Einstieg leichter. So wird aus dem „Lückenjahr“ ein Meilenstein für die Zukunft.


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