Jede Woche steigen irgendwo die Preise. Mieten, Strom, Lebensmittel – alles wird teurer. Während ältere Generationen oft über Rücklagen, Immobilien oder stabile Jobs verfügen, trifft die wirtschaftliche Unsicherheit und Inflation vor allem eine Gruppe besonders hart: Millennials und die Gen Z.
Viele starten mit Schulden ins Berufsleben, bekommen befristete Verträge oder wohnen noch bei den Eltern, weil die Miete die Hälfte des Einkommens verschlingt. Doch wie gehen junge Menschen heute mit dieser Realität um? Und wie kann finanzielle Sicherheit überhaupt noch gelingen?
Status Quo: Preisexplosion trifft Perspektivlosigkeit
Laut Statistischem Bundesamt (2024) liegt die Inflationsrate in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2023 bei 5,9 %. Besonders heftig trifft das:
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Lebensmittel (+13 %)
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Energie (+10 %)
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Mietkosten (regional bis +20 %)
Die Wohnsituation verschärft die Lage zusätzlich:
Laut einer Studie des IW Köln (2024) geben 34 % der 18- bis 34-Jährigen über 40 % ihres Nettoeinkommens allein für die Miete aus – weit über der empfohlenen Grenze.
Und das alles bei unsicheren Beschäftigungsverhältnissen:
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Jede:r dritte junge Erwerbstätige (unter 35) arbeitet laut DGB nur in einem befristeten oder prekären Arbeitsverhältnis
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62 % der unter 30-Jährigen fühlen sich laut Trendence Young Professionals Studie 2023 finanziell nicht für die Zukunft gewappnet
Was tun? Zwischen Spar-Tricks und Absicherungsstrategien
In der Unsicherheit von 2024 entstehen neue (und alte) Strategien, um sich abzusichern. Viele davon sind pragmatisch, einige kreativ – alle aber Ausdruck eines klaren Bedürfnisses: Kontrolle zurückgewinnen.
🔐 Finanzielle Selbstverteidigung in der Praxis
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Zusatzjobs & Freelancing – Viele setzen auf Nebeneinkünfte über Plattformen wie Fiverr, Upwork oder eigene Shops auf Etsy
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WG statt Einzimmerwohnung – Auch im Berufsleben ist das Teilen von Wohnraum kein Tabu mehr
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Umzug in günstigere Städte oder ländliche Regionen
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Verzicht auf Auto – ÖPNV, Fahrrad oder Sharing-Dienste werden bewusster genutzt
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Digitale Finanzbildung – TikTok, YouTube und Podcasts bieten Infos zu ETFs, Budget-Planung & Co.
Raus aus der Abhängigkeit: Was junge Menschen jetzt wirklich wollen
Die klassische Vorstellung von Sicherheit (Eigenheim, Festanstellung, Familie) verschiebt sich. Stattdessen zählen:
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Unabhängigkeit von Arbeitgebern
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Flexibles Arbeiten
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Frühe finanzielle Bildung
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Investitionen in sich selbst (Weiterbildung, mentale Gesundheit)
Laut einer Bitkom-Studie (2024) interessieren sich 49 % der unter 30-Jährigen für digitale Investmentmodelle (Kryptowährungen, ETFs, Robo-Advisor). Nicht aus Spieltrieb – sondern weil das Vertrauen in klassische Systeme schwindet.
Kein Vertrauen mehr in die Zukunft?
Die Unsicherheit geht über Geld hinaus. Sie betrifft das Grundgefühl. Viele junge Menschen empfinden Zukunftsplanung nicht mehr als realistisch, sondern als etwas für „die mit reichen Eltern“.
Das zeigt auch der Jugendbericht 2024 der TUI Stiftung:
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Nur 36 % der 18- bis 29-Jährigen glauben, dass es ihnen später wirtschaftlich besser gehen wird als ihren Eltern
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58 % empfinden den gesellschaftlichen Aufstieg als „nicht mehr planbar“
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71 % fühlen sich vom Staat in ihrer Lebensrealität „nicht ernst genommen“
Praktische Tipps zur finanziellen Absicherung – trotz Inflation
1. Budgetierung mit 50-30-20-Regel
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50 % für Fixkosten (Miete, Essen, Versicherungen)
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30 % für persönliche Ausgaben
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20 % sparen oder investieren
2. Finanzielle Notreserve aufbauen
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Ziel: 3–6 Monatsgehälter auf einem separaten Tagesgeldkonto
3. ETFs statt Sparbuch
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Breite Streuung, langfristige Rendite
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Anbieter wie Trade Republic oder Scalable Capital bieten einfache Einstiege
4. Nebenjob oder Freelancer-Job
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Plattformen wie fiverr, malt, twago oder nebenan.de sind niedrigschwellig
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Ziel: unabhängige Einkommensquelle aufbauen
5. Fixkosten regelmäßig prüfen
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Strom, Versicherungen, Streaming-Abos: Regelmäßig vergleichen und kündigen, was unnötig ist
Fazit: Sicherheit ist das neue Statussymbol
Absichern statt aufsteigen. Was früher das Firmenauto oder der Titel war, ist heute das bezahlbare WG-Zimmer oder ein ETF-Depot. Viele Millennials und Gen Zler:innen haben verstanden, dass sie mit Unsicherheit umgehen müssen – und tun das auf eigene Weise.
Die klassische Vorstellung von Karriere und finanzieller Planung funktioniert für viele nicht mehr. Dafür entstehen neue Wege, die pragmatisch, kreativ und oft solidarischer sind als frühere Modelle.
Finanzielle Bildung, Nebenverdienste und ein gesunder Umgang mit Konsum sind kein Zeichen von Verzicht, sondern von Selbstermächtigung. Und genau das macht diese Generationen aus:
Nicht einfach mitspielen, sondern die Regeln neu schreiben.
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