Überstunden: Auszahlen oder abfeiern?

6 Minuten

Überstunden: Auszahlen oder abfeiern?

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Du hast Überstunden gemacht – und jetzt?

Klingt bekannt? Du hast nach Feierabend noch eine Deadline fertig gemacht, spontan bei einem Projekt geholfen oder während einer Krankheitswelle im Team mehr geschuftet als sonst. Irgendwann stellt sich dann die Frage: Was passiert eigentlich mit meinen Überstunden?
Bekommst du dafür Geld? Oder musst du sie mit Freizeit ausgleichen?
Und wer entscheidet das – du oder dein:e Chef:in?

Genau darum geht’s hier. In diesem Artikel bekommst du klare Antworten, praktische Tipps und echte Erfahrungswerte. Plus: die wichtigsten rechtlichen Fakten, ohne Paragraphen-Dschungel. Los geht’s!


Was sind Überstunden – und wann gelten sie überhaupt?

Nicht jede Minute extra zählt automatisch als Überstunde. Laut deutschem Arbeitsrecht gilt Folgendes:

  • Überstunden sind Arbeitszeiten, die über deine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinausgehen.

  • Sie müssen entweder angeordnet, gebilligt oder nachträglich akzeptiert werden.

  • Spontanes „länger bleiben“ aus Nettigkeit? Nur dann relevant, wenn dein:e Vorgesetzte:r das weiß und stillschweigend duldet.


Auszahlung oder Freizeitausgleich – was steht dir zu?

Die meisten fragen sich: Bekomme ich Geld für meine Überstunden – oder muss ich sie abfeiern?
Antwort: Kommt drauf an. Und zwar auf folgende Punkte:

1. Was sagt dein Arbeitsvertrag?

  • Steht dort ein Hinweis auf Freizeitausgleich, ist das vorrangig.

  • Ist nichts geregelt, dann gilt § 612 BGB – und du hast Anspruch auf Bezahlung.

2. Was ist betrieblich üblich?

  • Manche Unternehmen zahlen grundsätzlich aus.

  • Andere arbeiten mit Gleitzeitkonten und gleichen über Freizeit aus.

  • Tipp: Schau dir Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge an.

Was sind Überstunden – und wann gelten sie überhaupt?


Wie funktioniert die Auszahlung von Überstunden?

Wenn du Überstunden auszahlen lassen willst, brauchst du:

  • Dokumentierte Stunden (z. B. via Arbeitszeiterfassung oder Excel)

  • Einen Nachweis, dass diese Stunden geleistet UND genehmigt wurden

  • Am besten: Ein kurzes Gespräch mit deiner Führungskraft, in dem du klärst, wie viele Stunden anerkannt und wie sie vergütet werden

Manche Branchen zahlen Zuschläge – z. B.:


Und wenn du lieber abfeierst?

Dann kannst du Überstunden durch Freizeitausgleich abbauen – also: bezahlte freie Zeit nehmen.

Wichtig:

  • Der Ausgleich sollte zeitnah erfolgen

  • In Absprache mit dem Team bzw. Vorgesetzten

  • Meist in ganzen oder halben Tagen

Tipp: Plane deinen Freizeitausgleich strategisch – z. B. als Verlängerung eines Feiertags oder Brückentags.


Was passiert bei Kündigung oder Jobwechsel?

Hier wird’s spannend: Du hast gekündigt (oder wurdest gekündigt) – und da sind noch 20 Überstunden offen? Dann gilt:

  • Freizeitausgleich ist nur möglich, solange du noch im Unternehmen bist

  • Ist keine Zeit mehr? → Auszahlung muss erfolgen

  • Du brauchst eine Übersicht über deine geleisteten Stunden

Falls dein Arbeitgeber oder Arbeitgeberin behauptet, es gäbe keine Überstunden, musst du im Zweifel belegen können, wann du was gearbeitet hast.


5 typische Fehler – und wie du sie vermeidest

  1. Keine Doku
    ✅ Führe ein Stundenprotokoll oder nutze digitale Tools

  2. Still „drüberziehen“ ohne Info an Vorgesetzte
    ✅ Kommuniziere klar, wenn du länger arbeitest

  3. Verträge nicht lesen
    ✅ Checke, was in deinem Arbeitsvertrag zu Überstunden steht

  4. Zu spät Ansprüche geltend machen
    ✅ Achte auf Ausschlussfristen (z. B. 3 Monate in vielen Verträgen)

  5. Unklare Kommunikation bei Kündigung
    ✅ Kläre schriftlich, was mit Resturlaub und Überstunden passiert


Praktische Tools und Tipps zur Erfassung

Digitale Tools:

Organisations-Hacks:

  • Notiere täglich Start-, Pausen- und Endzeit

  • Markiere, was du außerhalb deiner regulären Zeit gemacht hast

  • Mach einen Screenshot oder Foto von Arbeitsplänen, wenn nötig


Was sagen Studien?

Die Faktenlage zeigt, wie relevant das Thema ist:

  • 4,6 Millionen der Beschäftigten in Deutschland machen regelmäßig Überstunden
    Quelle: Statista, 2023

  • 15  % erhalten keine Vergütung oder Ausgleich
    Quelle: DGB-Index Gute Arbeit

  • In Tech- und Agenturbranchen ist unbezahlte Mehrarbeit besonders verbreitet – besonders bei Berufseinsteiger:innen

Das zeigt: Viele wissen nicht, was ihnen zusteht. Oder trauen sich nicht, es einzufordern.


Deine Rechte kurz & knapp

✔️ Anspruch auf Ausgleich – entweder in Zeit oder Geld
✔️ Überstunden müssen dokumentiert und anerkannt sein
✔️ Kein Automatismus – dein Vertrag zählt
✔️ Bei Kündigung: Auszahlung, wenn kein Freizeitausgleich mehr möglich
✔️ Auch Minijobber:innen und Azubis haben Rechte bei Überstunden


Fazit: Hol dir, was dir zusteht – aber smart

Recht haben ist gut – vorbereitet sein ist besser: Wer seine Überstunden nachhält, dokumentiert und kommuniziert, hat die besten Karten. Egal ob Auszahlung oder Abfeiern – du solltest wissen, was du willst und was dir laut Vertrag zusteht.

Sprich das Thema offen an: Wenn dein:e Chef:in nichts von deinen Überstunden weiß, wird sich auch nichts ändern. Offenheit hilft – gerade in kleinen Teams. Wer regelmäßig mehr arbeitet, darf auch regelmäßig darüber sprechen.

Du entscheidest mit – im Rahmen der Regeln: Am Ende geht es nicht nur ums Geld oder Freizeit. Sondern um Wertschätzung deiner Zeit. Und die beginnt damit, dass du selbst den Überblick hast – und aktiv mitgestaltest, wie deine Überstunden behandelt werden.


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